Ferngläser raus, es geht auf Safari! Hier kommen sieben spektakuläre Reisen zu Wildtieren in freier Natur. Und so viel schon mal vorweg: Kenia und Tansania sind ausnahmsweise nicht dabei
EISBÄREN BEOBACHTEN CHURCHILL, KANADA
Beinahe lautlos pirschen sie durch die schneebedeckte Landschaft Kanadas, ihr dickes Fell zittert bei jedem Schritt: Eisbären sind die größten Landraubtiere der Welt, in der Tundra nahe der kanadischen Kleinstadt Churchill sind sie das ganze Jahr über anzutreffen. Im Herbst und Winter aber versammeln sie sich in großer Zahl und warten ungeduldig darauf, dass sich auf dem Meer dicke Eisschollen bilden und sie endlich wieder jagen können. Die knuffig aussehenden Kolosse sind allerdings alles andere als Kuscheltiere: Sie sind nicht nur die gefährlichsten Tiere der Welt, sie gehören auch zu den bedrohtesten. Mehr als 1000 Kilogramm wog der schwerste jemals registrierte Eisbär. Für reich- lich Gewicht sorgt auch ihr dichtes cremefarbenes Fell, das ihnen in der arktischen Landschaft als perfekte Tarnung dient. Selbst für Experten sind sie deshalb aus der Ferne oft nur schwer zu erkennen. Auf einer Safari rund um Churchill kann man den Tieren trotzdem nahe kommen, denn spezielle Tundra-Buggys bringen Reisende in ihr natürliches Habitat. Die Gefährte sind mit speziellen Reifen für unwegsames Gelände, WC und Heizung ausgestattet. Mit Glück nähern sich ihnen die neugierigen Eisbären sogar bis auf wenige Zentimeter – ein unvergessliches Erlebnis.
Churchill liegt am Rande der Hudson Bay und ist eine der wenigen bewohnten Gegenden, von denen aus Eisbären beobachtet werden können. Und die Natur hier hat noch mehr zu bieten: Aufmerksame Beobachter können auch Robben, Schneeeulen, Polarfüchse, Schneehühner und Schneefalken erspähen. Und als wäre das noch nicht genug, trumpft der Himmel über der „Eisbären-Hauptstadt der Welt“ nach Sonnenuntergang auch noch mit Nordlichtern auf, die je nach Wetterlage in bunten Farben über den riesigen Sternenhimmel flackern.
Travel Details
American Tours bietet mehrere Touren zur Eisbär-Beobachtung an. 6 Tage ab 5697 Euro p. P. american-tours.com
AUGE IN AUGE MIT NASENAFFEN UND ORANG-UTANS, BORNEO, MALAYSIA
An der Südwestküste des malaiischen Teils der Insel Borneo leben zwei erstaunliche Primatenarten: Nasenaffen und Orang-Utans. Der Wildpark Semenggoh liegt etwas außerhalb der pulsierenden Stadt Kuching und ist Heimat von Orang-Utans. Durch gezielte Jagd, Abholzung ihres Lebensraums und den illegalen Handel der Tiere als Haustiere sind die einzigen überlebenden Großen Menschenaffen Asiens vom Aussterben bedroht. Im Wildpark finden verwaiste oder aus Gefangenschaftgerettete Jungtiere ein neues Zuhause. Sie lernen dort auch, wie sie in der Wildnis überleben können. Und tatsächlich haben sich eine Reihe betreuter Tiere bereits in freier Wildbahn fortgepflanzt.
Die Orang-Utans können sich im Wald frei bewegen, zur Fütterungszeit kehren trotzdem viele zu der mit Früchten beladenen Plattform des Reservats zurück, die die Pfleger für ihre Schützlinge vorbereitet haben. Dank ihres orangefarbenen Fells sind sie im grünen Dickicht gut zu sehen. Mit Glück erspäht man ein Weibchen mit Baby, das sich am Fell der Mutter festklammert.
Doch Orang-Utans sind nicht die einzigen immer seltener werdenden Bewohner der Region. Weiter südlich, wo der Dschungel sich langsam lichtet und dem Meer Platz macht, liegt der Bako-Nationalpark. In diesem Küstenreservat leben viele Arten der bunten Fauna Borneos, etwa Makaken, das Borneo-Bartschwein, Schuppentiere und Maushirsche. Der Star unter diesen faszinierenden Tieren aber ist der Nasenaffe mit seinen außergewöhnlich langen Armen, einem dicken Bauch und der markanten Nase bei den Männchen. Ob man sie nun hässlich oder niedlich findet, bleibt jedem selbst überlassen. In jedem Fall kann man sie beim Faulenzen in Baumkronen oder beim Fressen beobachten. Werfen Sie auf Ihrer Tour durch die beeindruckende Landschaft des Parks also unbedingt auch einen Blick nach oben.
Travel Details
Borneo Adventure bietet Touren zum Bako-Nationalpark sowie zum Wildpark Semenggoh. Bei mehrtägigen Trips können auch beide Gebiete kombiniert werden. Tagestour ab 75 Euro p. P., mehrtägige Trips ab 190 Euro p. P. http://borneoadventure.com
ZU DEN BIG FOUR DES ETOSHAS NAMIBIA
Das Wort Etosha stammt aus dem namibischen Ndonga-Dialekt und heißt übersetzt „großer weißer Platz“. Tatsächlich kommen einem beim Gedanken an Afrikas weite Landschaften wohl eher andere Farben in den Sinn. Das zeigt umso mehr, wie besonders das Gebiet ist, denn etwa 23 Prozent des gigantisch großen Nationalparks nimmt die namensgebende Etosha-Pfanne ein, eine Salztonebene mit weißlich-grüner Oberfläche.
Der knapp 22 900 Quadratkilometer große Park beherbergt eine faszinierende Vielfalt der Flora und Fauna. Auch vier der berühmten Big Five sind hier zu Hause: Löwen und Elefanten, die schwer auszumachenden Leoparden und Nashörner, einschließlich des gefährdeten Spitzmaulnashorns. Nur der Büffel fehlt, ihn trifft man aber im nahe gelegenen Waterberg-Plateau an.
Hauptattraktion jeder Etosha-Safari sind die Wasserlöcher, denn dort kommen die Tiere zusammen. Strauße, Hyänen, Schakale, Warzenschweine und Zebras stapfen um das spiegelglatte Wasser herum, während die langhalsigen Giraffen zuerst ihre ähnlich langen Beine spreizen müssen, um trinken zu können. In der Salzpfanne selbst leben ansonsten nur wenige Wildtiere. Vogelbeobachter entdecken aber vielleicht Flamingos oder den Rosapelikan. In der umliegenden Savanne und den Hügeln im Süden und Westen tummeln sich außerdem Impalas, Erdmännchen und Honigdachse sowie verschiedene Großkatzen.
Viele Jahre lang konzentrierte sich der Tourismus im Park ausschließlich auf den Osten und den Süden. Der Westen war Forschern und Rangern vorbehalten. Vor einiger Zeit wurde in dieser ehemaligen Sperrzone aber das luxuriöse Dolomite Camp eröffnet. Von dort blickt man direkt auf ein belebtes Wasserloch und kann die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld beobachten.
Travel Details
Across Africa bietet mehrtägige Express-Safaris mit Pirschfahrten im Jeep durch den Etosha-Nationalpark an. Drei Tage ab 500 Euro p. P. http://acrossafricatours.com
AUF DER FÄHRTE DES PUMAS CHILE
In der Mitte und im Norden Südamerikas ist der Jaguar weit verbreitet, in den eisblauen Gletschern und Bergen Patagoniens aber ist der Puma vorherrschend. Im chilenischen Natio‐ nalpark Torres del Paine sind viele der Raubkatzen zu Hause.
Der scheue Puma, der hierzulande auch als Berglöwe oder Kuguar bekannt ist, streift am liebsten allein durch die Natur. Auf einer Puma‐Safari ist man in Begleitung geschulter Ranger, die die Gewohnheiten der Tiere gut kennen und mit Funkgeräten Sichtungen melden. Ihn in freier Wildbahn im Torres Del Paine zu sichten ist also nicht unwahrscheinlich, doch auch der Park selbst ist so atemberaubend, dass man gar nicht weiß, worauf man die Aufmerksamkeit zuerst lenken soll: Es gibt bis zu 3000 Meter hohe Berge, Gletscher, Fjorde und große Seen, von denen der türkis‐ blaue Lago Nordenskjöld ein echtes Highlight ist. Ebenfalls in der Mitte des Parks ragen die drei nadelartigen Granitberge, die Torres del Paine, in den Himmel. Sie sind sowohl Namensgeber als auch Wahrzeichen des Nationalparks. Mutige wandern im Dunkeln bis zu den Türmen und erspähen mit Glück einen der Pumas in einem der Wälder am Wegesrand. Garantiert sieht man aber den Sonnenaufgang über den Türmen und das erste Licht des Tages, das sich im unterhalb gelegenen See spiegelt.
Auch an weiteren interessanten Kreaturen mangelt es hier nicht: Es gibt Guanakos, Füchse und das vom Aussterben bedrohte Huemul. Vogelbeobachter freuen sich über Habichte, Rohrweihen und den seltenen Andenkondor. Mit Glück entdeckt man sogar Flamingos und Nashörner. Und wenn die Nacht anbricht, richten Sie den Blick am besten auf das funkelnde Sternenzelt über Ihnen.
Travel Details
Erlebnisrundreise durch die Tier- und Pflanzenwelt Südamerikas mit Puma‐Safari im Nationalpark Torres del Paine
ab 10 000 Euro p. P. für 17 Tage. http://eberhardt-travel.de
ZU FUSS ZUM ROTEN PANDA NEPAL
Einem der scheuesten Tiere der Welt nahezukommen ist in der Tat kein leichtes Unterfangen. Der Westliche Kleine Panda, der auch Himalaja-Katzenbär oder Roter Panda genannt wird, weiß sich zu gut verstecken. Außerdem wird eine Begegnung mit naturinteressierten Menschen durch seinen besonderen natürlichen Lebensraum erschwert, denn das wählerische Tier hält sich vor allem an den Hängen des Himalaja-Gebirges auf, am liebsten in der Nähe von Laubwald, Tannen oder Bambus.
Obwohl ihr Name darauf hindeutet, stehen Rote Pandas in keinem engen Verwandtschaftsverhältnis zu den schwarz-weißen Großen Pandas. Der Name, der sich bei beiden Tierarten wohl vom nepalesischen Wort für Pfote ableitet, wurde tatsächlich zuerst an den Kleinen Panda vergeben. Er wurde damals allerdings nur Panda genannt, die zusätzlichen Adjektive „rot“ oder „klein“ wurden erst eingeführt, als der Große Panda Jahrzehnte später auch international bekannter wurde.
Mit ihren großen Pfoten, flauschigen Ohren und ihrem verspielten Wesen sind sie in Zoos auf der ganzen Welt beliebt. In freier Wildbahn sind sie außerhalb der Brutzeit Einzelgänger und durch die Abholzung von Bergwäldern auch extrem gefähr- det. Sein rötlich-braunes Fell hilft dem Panda, sich im Wald zu tarnen. Der Rote Panda ist nämlich ein exzellenter Kletterer und verbringt die meiste Zeit in Bäumen, wo er inmitten von brauen http://wildlifetournepal.comBaumstämmen kaum auffällt. Wer sich für eine nachhaltige Tour entscheidet, zieht in Begleitung einheimischer Guides los, die auf den notwendigen Schutz des Lebensraums des Pandas aufmerksam machen, mit Reisenden in Teehäusern einkehren und ihnen auch einige der 500 Vogelarten des Waldes zeigen.
Travel Details
Die Guides von Wildlife Tour Nepal bringen Sie zu den Roten Pandas. 9 Tage ab 780 Euro p.P. http://wildlifetournepal.com
IM KANU ZU NILPFERD UND KROKODIL SAMBESI
Entspannter kann eine Safari kaum sein: Wer sich im Boot flussabwärts treiben lässt, dem Zirpen der Grillen lauscht und eine Landschaft aus Grün‐, Gold‐ und Blautönen vorüberziehen sieht, kommt beinahe automatisch zur Ruhe. Eine Kanufahrt auf dem Sambesi, dem Grenzfluss zwischen Sambia und Simbabwe, bietet beste Gelegenheit, der afrikanischen Tierwelt zu begegnen. Wobei es dann doch eine Begegnung mit ausreichend Distanz sein sollte, denn durch die plätschernden Gewässer gleiten auch die gefährlichsten Landsäugetiere der Welt: Nilpferde.
Die ungewöhnlichen Kreaturen sind enger mit Walen und Tümmlern verwandt als mit jedem anderen Landtier. Das könnte erklären, warum sie so viel Zeit im Wasser, etwa in Flüssen, und im Schlamm verbringen. Weibliche Tiere gebären sogar unter Wasser. Doch das, was man von ihnen oberhalb der Wasseroberfläche sieht, ist buchstäblich nur die Spitze des Eisbergs: Sie bringen ein Durchschnittsgewicht von 1500 Kilogramm auf die Waage, sie können ihren Kiefer fast 180 Grad weit aufklappen, und im riesigen rosafarbenen Maul stecken gigantische Stoßzähne. Nur gut also, dass die Kanufahrten von bewaffneten Führern geleitet werden, auch wenn aus dem Wasser meist nur ihre runden Ohren und die stets wachsamen Augen hervorlugen.
In ihrer ganzen Pracht kann man die Flusspferde in der Dämmerung sehen, wenn es kühler wird und sie zum Grasen an Land kommen. Obwohl sie die größte Attraktion entlang des Flusses sind, tummeln sich auch viele weitere Wildtiere an den Ufern des Flusses in dem Nationalpark. Man sieht Elefanten, Zebras, Impalas, Büffel, Paviane und das furchteinflößende Nilkrokodil, das ähnlich gefährlich wie das Nilpferd ist. Auch die Vogelwelt ist bunt und vom Kanu aus gut zu beobachten.
Travel Details
Livingstone’s Adventure bietet Halbtages‐ oder Ganztagestouren im Kanu an, auch Übernachtungen kann man dazubuchen. Ab 100 Euro p. P. http://livingstonesadventure.com
TIGERSAFARI IM JEEP INDIEN
Wildnis bedeutet in Indien vor allem eines: Tiger. Obwohl das riesige Land vor Artenvielfalt nur so strotzt und verschiedenste Ökosysteme vom Himalaja über Regenwälder bis zu Küstenstrichen vorweisen kann, ist der Bengal-Tiger in der Tierwelt der Hauptdarsteller, er gilt sogar als Nationaltier Indiens.
Der Königstiger, wie er auch genannt wird, kommt nur in einer Handvoll Ländern vor, die meisten seiner Lebensräume liegen in Indien. Bestes Terrain für eine Safari ist der Nationalpark Ranthambore in Rajasthan. Hier bekommen Reisende ganz sicher eine der Raubkatzen zu Gesicht. Noch dazu kann man die einzigartige Landschaft bewundern und jede Menge Fotos machen. Denn an exotischen Motiven mangelt es nicht: Im Park sind unter anderen Leoparden, Hyänen, Faultiere, Makaken und Wildschweine zu Hause. Neben der bunten Tierwelt befindet sich im 1334 Quadratkilometer großen Park auch die prächtige Festungsanlage Ranthambore, die dem Park ihren Namen gab.
Doch zurück zum Tiger: Er ist die größte lebende Katzenart der Welt, Männchen können bis zu 300 Kilogramm schwer und fast vier Meter groß werden. Im Nationalpark sind die meisten der wilden Einwohner bekannt. Erfahrene Guides helfen den Besuchern, die Schwestern Siddhi und Riddhi, die schöne Mala oder den berüchtigten T‐19 ausfindig zu machen.
Die Besucheranzahl im Park ist begrenzt, damit Seen, Wälder und das Buschland möglichst unberührt bleiben. Viele Jeep-Safaris folgen einer Route entlang der Hauptwege, einige Hotels haben aber auch Zugang zu abgelegeneren Teilen des Parks.
Travel Details
Die Safaris des Hotels Aman-i-Khás führen in die wilden Ecken von Ranthambore. Luxuszelt ab 1500 Euro p.P.; halbtägige Pirschfahrten ab 200 Euro p. P. http://aman.com