Willkommen in einer Winterwunderwelt aus schneebedeckten Gipfeln, vereisten Wasserfällen und mächtigen Eisbergen auf kristallklaren Seen. Ian Belcher lässt sich von den Gefilden des Nordens verzaubern. Fotos: Ewen Bell
Gigantische Gletscher Island
An der Südostküste Islands will ein wahrlich einzigartiger Friedhof entdeckt werden. Dort, zu Füßen der schwarzen, vulkanischen Strände, finden gigantische Eisberge ihre letzte Ruhe. Eine bizarre Landschaft aus abstrakten Skulpturen, die mal so groß und wuchtig wie Häuser sind, mal wie filigrane Kunstwerke anmuten.
Der Ursprung dieser eisigen Wunder liegt nicht weit entfernt beim Breiðamerkurjökull-Gletscher. Am Rande der riesigen Eiszunge befindet sich der klare Gletschersee Jökulsárlón. Hier treiben gewaltige Schollen aus Schnee und Eis langsam über die blassblaue Lagune Richtung Ozean. Weil die glitzernden Eisbrocken einen faszinierenden Kontrast zum schwarzen Sand bilden, der die
Mündung umgibt, wird der Strand auch Diamond Beach, also Diamantstrand, genannt. Man befindet sich in einer hollywoodreifen Szenerie, die schon Blockbustern wie James Bond, Batman oder Tomb Raider als natürliche Kulisse diente.
In den harschen Wintern Islands erstarrt diese dramatischschöne Welt und die Eisberge halten für eine Weile inne – bis sie dann in den Sommermonaten ihren Weg fortsetzen, um schließlich für immer mit dem Meer zu verschmelzen.
Travel Details
Mit Guide to Iceland in Kleingruppen die Südküste Islands erkunden. Drei Tage ab 649 Euro p. P. inkl. Frühstück und Transfer. http://guidetoiceland.is/de
Berauschende Wasserfälle Island
Einige Orte auf der Welt sind oft so lange kalt, dass selbst sonst rauschende Wasserfälle komplett gefrieren. Doch die frostige Starre ist nur Fassade. Hinter dem Eis pulsiert Bewegung: Verborgen vor den Blicken fließt es weiter. Trotzdem gelingt es der Kälte, die Kraft der Wassermassen für eine Zeit im Zaum zu halten. In Island kann man während der Wintermonate gleich 20 dieser märchenhaften Schauplätze bewundern.
Der Goðafoss etwa beeindruckt das ganze Jahr über Besucher. Im Nordosten des Landes bahnt sich ein Fluss seinen Weg über 7000 Jahre alte Lavafelder, bis er sich schließlich in einen drei Kilometer langen Canyon ergießt, den Goðafoss, zu Deutsch: Götterwasserfall. Die Schlucht hat auch historische Bedeutung, denn genau dort schworen die Isländer einst offiziell ihren nordischen Göttern ab und bekannten sich zum Christentum.
Die Einheimischen lieben die rohen Naturgewalten ihrer Insel. Als vor einigen Jahrzehnten ausländische Investoren den Goðafoss stauen wollten, um hydroelektrische Energie zu erzeugen, drohte die Bauerstochter Sigríður Tómasdóttir, sich in die schäumenden Fluten zu stürzen, sollte der Plan umgesetzt werden. Mit Erfolg: Der Goðafoss steht heute unter Schutz des Staates und zählt zu den beliebtesten Touristen-Attraktionen des Landes.
Im Süden Islands fällt das Wasser den Seljalandsfoss mehr als 60 Meter hinab. Er ist einer der wenigen Wasserfälle auf der Welt, hinter dessen nassem Vorhang man unbekümmert spazieren kann. Mit ein bisschen Glück kann man durch die Fluten sogar einige grün-blaue Polarlichter am Nachthimmel tanzen sehen. So oder so: Der Anblick ist absolut unvergesslich.
Travel Details
Just Iceland bietet individuell gestaltbare Selbstfahrer-Touren an. Entdecken Sie etwa zehn Tage lang Sehenswürdigkeiten wie die Wasserfälle Goðafoss, Skógafoss und Seljalandsfoss sowie eine Lava-Wüste und einen Geysir. Ab 1950 Euro p. P. inkl. Mietauto, Unterkunft, Frühstück und Reiseführer. http://just-iceland.co
Auf den Spuren der Samen Schweden
Dass der Winter durchaus auch bunt sein kann, das zeigt Nordschweden. Schon seit 1605 wird in Jokkmokk ab dem ersten Donnerstag im Februar drei Tage lang der große Wintermarkt gefeiert. Rund 20.000 schwedische Ureinwohner, die Samen, kommen während dieser Tage in dem kleinen Ort am Polarkreis zusammen, um ihre Kultur zu feiern. Unter leuchtenden Nordlichtern und bei klirrender Kälte von bis zu minus 30 Grad wird gehandelt, getanzt und natürlich gut gegessen. Ursprünglich war der Markt ein reines Handelstreffen, heute aber ist er ein ausgelassenes Festival, das Tausende Besucher aus aller Welt anlockt.
Das kulturelle Event bietet die Chance, für ein paar Tage die Traditionen der Ureinwohner kennenzulernen. In prachtvollen Trachten führen die Samen ihre Volkstänze auf. Ihr Joik, der Gesang, erzählt von Tieren, Menschen und der Landschaft. An urigen Buden schlemmt man Rentiereintopf oder geräucherte Forelle und wärmt sich mit hochprozentigem Beerenschnaps auf.
Seien Sie Zuschauer, wenn die Rennen mit Hunde- und Rentierschlitten auf dem zugefrorenen Talvatissjön-See stattfinden. Auch sonst gibt es rund um das Festival jede Menge typisch nordische Aktivitäten wie Schneeschuhwanderungen – oder wagen Sie selbst eine rasante Fahrt mit dem Hundeschlitten.
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Bei der Eisbaum-Tour übernachten Sie in drei originellen Hotels in Lappland. Sieben Nächte ab 1689 Euro p. P. inkl. Mietauto. http://hummel-reiseideen.de
Arktische Inseln Norwegen
Hoch oben im Norden von Norwegen, weit über dem Polarkreis, liegt ein einzigartiger Archipel: die Lofoten. In dieser arktischen Wildnis treffen märchenhafte, schneebedeckte Gipfel auf die dunklen Fluten des Europäischen Nordmeeres. Es ist ein ungezähmtes Paradies, in dem der Mensch nur eine kleine Nebenrolle spielt. Trotzdem ist die Region bereits seit Tausenden von Jahren besiedelt, schon die Wikinger ließen sich hier nieder.
Bis heute findet man entlang der Küste kleine Fischerdörfer aus schmucken roten und blauen Holzhäusern. Die insgesamt rund 80 Inseln sind bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen als Urlaubsregion beliebt. So findet man selbst in den kleinsten Orten noch gemütliche Cafés, Galerien und urige Ferienhäuser. Dank des warmen Golfstroms ist das Klima auch im tiefsten Winter deutlich milder als in anderen Gegenden nördlich des Polarkreises. Während im Sommer die Tage niemals enden wollen, gelingt es der Sonne in der kalten Jahreszeit nur wenige Stunden, gegen die Dunkelheit anzukämpfen. Meist herrscht ein magisches Zwielicht, das Fotografen aus der ganzen Welt anlockt. Sobald es dunkel genug ist, kann man die Aurora borealis, die Polarlichter, beobachten. Hochsaison für das Himmelsspektakel ist von September bis April. Wer nichts dem Zufall überlassen will, sollte dem Polarlight-Center in Laukvik einen Besuch abstatten. Der Betreiber Rob ist Experte und schickt einen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort.
Die dünn besiedelten, aber bergigen Lofoten sind auch für Wintersportler attraktiv. Bei einer Schneeschuhwanderung kann man Ausschau nach Adlern halten oder man kann sich beim Skifahren auspowern. Sogar Surfen ist hier angesagt: Der Strand von Unstad hat sich zu einem Hotspot für Wellenreiter entwickelt.
Die Gewässer sind nährstoffreich und somit voller Fisch. Von Februar bis April herrscht beste Angelsaison für Kabeljau, aber auch Freunde großer Meerestiere werden fündig. In den kalten Monaten halten sich viele Orkas und andere Wale rund um die Lofoten auf, um Jagd auf fette Heringe zu machen.
Travel Details
Sechs Nächte für zwei Personen in einer Rorbu (traditionelle Fischerhütte) auf Svinøya ab 888 Euro pro Hütte für Selbstversorger; geführte Schneeschuhwanderung ab 136 Euro p. P., buchbar über http://fjor.de
Abenteuer Schneesafari Schweden
Zugegeben, mitten im Winter am Polarkreis zu campen, klingt im ersten Moment nicht gerade nach kuscheligem Wellness-Urlaub. Doch das Aurora Safari Camp im schwedischen Lappland nahe dem Fluss Råne lockt mit einem arktischen GlampingErlebnis, das mit jeder Afrika-Safari locker mithalten kann.
Das Aurora Safari Camp befindet sich rund eine Autostunde vom Flughafen in Luleå entfernt. Von hier aus geht es bis ins Dörfchen Lassbyn und dann mit dem Schneemobil ins zwei Kilometer entfernte Camp inmitten der Wildnis Lapplands. Abgelegen zwischen verschneiten Bäumen in einer weißen Winterwunderwelt befinden sich die typischen Zelte, die nach traditioneller Samen-Bauweise errichtet wurden. Das eher überschaubare Lager besteht aus nur vier Zimmern, die auf Wunsch auch exklusiv gebucht werden können. Ein Holzofen hält das Innere dieser Lavvu-Zelte kuschelig warm, selbst dann, wenn draußen die Temperatur auf minus 37 Grad fällt.
Die luxuriösen Winterzelte liegen ideal, um die nordische Wildnis zu erkunden: entweder bei einer Schneeschuhwanderung oder bei einer Tour mit den Schlittenhunden. Die Huskys wurden für die arktischen Temperaturen geboren und stecken einen schnell mit ihrer Lebensfreude an. Die Wälder sind die Heimat von Elchen, Füchsen und natürlich Rentieren.
Hoch im Norden, jenseits der Zivilisation, haben es auch die kalten, klaren Nächte in sich. Da es hier praktisch keine Lichtverschmutzung gibt, sieht man die Milchstraße am Himmel funkeln und glühende Polarlichter flackern. Fotografen und Naturfreunde werden dieses eisige Camp lieben.
Travel Details
Genießen Sie drei Nächte im Camp ab 609 Euro p. P. pro Nacht. Im Preis enthalten sind Mahlzeiten, Snacks und Aktivitäten wie eine Tour auf Fatbikes oder Ski. Guides stehen jederzeit zur Verfügung. Auf Wunsch kann man sich für etwa 79 Euro p. P. von Lassbyn stilecht mit dem Hundeschlitten abholen lassen. Wer einen exklusiven Aufenthalt wünscht, kann das gesamte Camp oder die Lodge buchen. http://aurorasafaricamp.co