Auf der richtigen Spur inspiration

Spektakuläre Landschaften, abwechslungsreiche Reise routen und interessante Mitreisende – es gibt nichts Schöneres, als im Bummelzug unterwegs zu sein. Andrew Eames zeigt, dass es nicht immer um das Ziel geht, sondern darum, wie Sie dorthin kommen

Fort William bis Mallaig Schottland

Die West Highland Line steht fast immer auf den Listen der spektakulärsten Bahnreisen der Welt. Die Strecke, die am westlichsten Bahnhof Großbritanniens beginnt, wird das ganze Jahr über bedient. Doch nur von April bis Oktober verkehrt dort mit dem Jakobit einer der malerischsten planmäßigen Dampfzüge des Landes. Und damit auch jener Zug, der in den Harry-Potter-Filmen den Hogwarts Express darstellte. Die denkwürdigste Szene war die Überquerung des berühmten 21-bögigen Glenfinnan-Viadukts vor der Kulisse der Berge und Seen. Jenseits von Glenfinnan fährt der Zug auf seinem Weg von Schlucht zu Schlucht durch Eschenwälder, die von einem Teppich aus Farn durchzogen sind. In der letzten Stunde der zweistündigen Fahrt zum Fischereihafen Mallaig erleben Sie eine der schönsten Küstenlandschaften Großbritanniens: den Arisaig-Sund, wo die Inseln Eigg, Rhum und Muck den Horizont bekrönen. Und mit einer Bootsfahrt sollte die Reise auch enden! Setzen Sie von Mallaig zur abgelegenen KnoydartHalbinsel über und übernachten Sie in Doune, das für herrliche Sonnenuntergänge und ausgezeichnete Küche berühmt ist.

Travel Details

Standardzug 13,80 Euro, Dampfzug 39,80 Euro, http://scotrail.co.uk

Einmal rund um Yangon Myanmar

Die Yangon Circular Railway umrundet als Ringbahn gemächlich die Metropole Yangon und verbindet mit 39 Stationen Satellitenstädte, Vororte und Bauernland. Die Züge haben offene Waggons und fahren regelmäßig vom Hauptbahnhof ab. Mit an Bord: viele reisende Verkäufer, die unterwegs im Abteil von Wassermelonen bis süßem Tee alles verkaufen. Für die 50 Kilometer lange Strecke braucht der Zug drei Stunden. Unterwegs können Sie nach Belieben ausund zusteigen. Die wichtigsten Haltestellen sind der riesige Frischwarenmarkt in Da Nyin Gone direkt an den Gleisen, wo Obst und Gemüse vom Bahnsteig in den Zug gereicht werden, während noch mehr Händler in die Abteile drängen, sowie der nahe Fischmarkt. Dann schlängelt sich der Zug an Bauern vorbei, die knietief in den Reisfeldern stehen, bevor er im Westen der Stadt in einer langen Kurve Richtung Süden fährt. Doch die Modernisierung hat begonnen. Nach den Schienen kommen jetzt Gleisbett und Signale dran. Sie katapultiert die Ringlinie ins 21. Jahrhundert und verkürzt die Reisezeit auf 110 Minuten.

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Abteile ohne Klimaanlage: 200 Kyat (0,12 Euro),
klimatisiert 500 Kyat (0,30 Euro). http://go-myanmar.com

Hiroshima bis Onomichi Japan

Japan mag berühmt sein für seine pfeilschnellen Züge, aber einige der Bummeleisenbahnen sind auch ziemlich eindrucksvoll. Die Kure-Linie schlängelt sich zwischen Hiroshima und Mihara an der malerischen Steilküste der Inselwelt der Seto-Inlandsee – Japans Antwort aufs Mittelmeer – entlang. Die Strecke ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Am Wochenende duftet es nach Miso und Ramen in den Zügen – die Passagiere packen unterwegs kunstvolle Bento-Boxen mit Mittagessen aus. Die Fahrt dauert rund zwei Stunden. Bei der Ankunft erwarten Sie Radwege am Wasser, eine Retro-Einkaufspassage mit Kunsthandwerkerläden und Lokalen sowie ein Spaziergang zu einem Tempel am Hang. Übernachten Sie im trendigen Industrieerbeambiente des Hotels Cycle auf dem umgestalteten Werftgelände Onomichi U2.

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Ab 1520 Yen
(12,50 Euro), http://westjr.co.jp/global/en

Chur bis Tirano Schweiz/Italien

Der Bernina Express ist einer der langsamsten Expresszüge der Welt (etwa viereinhalb Stunden). Doch wer will schon schnell fahren, wenn er Landschaften wie diese durchquert? Der rote Zug ist der weniger bekannte Bruder des berühmten Glacier Express und fährt auf derselben Strecke im Zickzack den als Welterbe gelisteten Albulapass hinauf, überquert tosende Flüsse, imposante Viadukte und jagt in engen Tunneln bergauf. Oben angekommen, hält er an der Grenze, umfährt St. Moritz und steigt höher, vorbei an Gletschern und türkisfarbenen Seen. Da täglich mehrere Züge auf der Strecke verkehren, können Sie Ihre Fahrt am Ospizio Bernina unterbrechen und zum Sassal Mason wandern, wo neben einem Bergcafé mit Blick auf den Palügletscher noch zwei Crots (historische Kühlbauten) stehen. Auf der Alp Grüm steigen Sie wieder in den Zug und fahren durch Weinberge hinab ins malerisch gelegene ländliche Norditalien

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Ab 63 CHF (59 Euro), http://rhb.ch

Jesenice bis Nova Gorica Slowenien

Die Bohinj-Bahn wurde im Auftrag der österreichischungarischen Aristokratie, die bequem vom kaiserlichen Hof zu den eleganten Badeorten der slowenischen Seenplatte und den Weinbergen des Friauls in Italien reisen wollte, gebaut. Heute rattert in rund zwei Stunden Fahrzeit ein klappriger Nostalgiezug auf der sonnigen Südseite der Alpen an den Seen von Bled und Bohinj vorbei bis nach Nova Gorica. Bled versprüht mit seiner romanischen Inselkirche die verblichene Vornehmheit eines altmodischen Kurortes, während das ländliche Bohinj abgeschieden inmitten der Julischen Alpen liegt. der Zug gräbt sich in einem sechs Kilometer langen Tunnel durch den Berg Kobla nach Bohinj, bevor er das Tal des Flusses Soča erreicht. Dann rumpelt er über steinerne, den Fluss querende Brücken und fährt in Richtung Westen bis zur Endstation Nova Gorica, die an der Grenze zu Italien liegt.

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Ab 7 Euro, http://potniski.sz.si/en/

Villefranche-de-Conflent bis Latour-de-Carol Frankreich

Der Petit Train Jaune oder „Kleine gelbe Zug“ ist der „Kanarienvogel“ der französischen Staatsbahn SNCF und führt in den französischen Pyrenäen über das Hochplateau der Cerdagne bis nach Latour-de-Carol an der spanischen Grenze. Bei Ihrer Tagestour können Sie hier die Grenze überqueren, umsteigen und durch das sonnige Hochland Kataloniens bis nach Barcelona hinabfahren. Die 62 Kilometer lange Schmalspurstrecke beginnt im mittelalterlichen Festungsstädtchen Villefranche-de-Conflent, das Vauban zum Bollwerk ausbaute. Über viele Brücken und durch 19 Tunnel erreicht die „Pyrenäenmetro“ mit Bolquère (1592 Meter) den am höchsten gelegenen Bahnhof Frankreichs. Der ganzjährig verkehrende Zug meistert dabei bis zu 60 Prozent Steigung – und nutzt die Energie der Flüsse, die seine Fahrt begleiten: Wasserkraft. Ein Teil des rollenden Materials stammt noch aus der Zeit um 1900, so auch die offenen Wagen mit Sitzbänken in der Sommerzeit. Eine Kuriosität an der Strecke ist die Enklave Llívia, ein kleines spanisches Städtchen mitten in Frankreich. Für den Anschluss nach Barcelona steigen Sie im verschlafenen Örtchen Bourg-Madame aus und laufen in 20 Minuten zum spanischen Puigcerdà.

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http://ter.sncf.com/occitanie/loisirs/train-jaune

Von Flåm nach Myrdal Norwegen

Die Flåmsbana, die regelmäßig als „die schönste Eisenbahnfahrt der Welt“ bezeichnet wird, ist ein bahntechnisches Wunderwerk. Die Verbindung überwindet 863 Meter auf 20 Kilometern Länge und gehört damit zu den steilsten Bahnstrecken auf Normalspur weltweit. Vom Ende des Aurlandsfjords, einem Seitenarm des Sognefjords, klettert sie hinauf ins Hochgebirge und erreicht schließlich die Bahnstation Myrdal mit Anschluss an die Zuglinie Bergen – Oslo. Für viele ist die Bahnfahrt Teil der „Norway in a nutshell“-Tour. Dieses Pauschalangebot, das in Oslo oder Bergen beginnen kann, bündelt fünf Routen, die Bus, Schiff und Bahn verbinden. Von Gudvangen schippern Sie zweieinhalb Stunden auf dem UNESCO-gelisteten Nærøyfjord, einem schmalen Band aus sehr tiefem, stillem Wasser zwischen hoch aufragenden Felswänden, nach Flåm. Von dort arbeitet sich der Zug quietschend das Tal hinauf durch 20 Tunnel, schleicht vorbei an atemberaubenden Bergflanken sowie tosendem Wasser und hält sogar an der wild schäumenden 225 Meter hohen Kaskade des Kjosfossen, damit die Fahrgäste fotografieren können.

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Rundtour 630 NOK (59 Euro), http://visitflam.com/de

Von Trento (Trient) nach Mezzana Italien

Wer es nicht kennt, wird staunen: Das Val di Non ist der Apfelgarten Italiens. Jeder dritte in Italien geerntete Apfel stammt aus dieser Region, jeder sechste Europas. Und nur von hier kommt auch Italiens einziger D.O.P.-geschützter Apfel. Aneinandergereiht, reicht die jährliche Apfelernte zweieinhalb Mal um die Erde! Der Frühling verwandelt das Tal in ein rosa-weißes Blütenmeer. Im Herbst leuchten die reifen Früchte rot. Auf grünen Hügeln thronen trutzige Burgen. Durch dieses pastorale Bilderbuch fährt eine kleine Bergbahn, die unten im Tal bei Trient startet und zwei Stunden später im Dörfchen Mezzana im Val di Sole endet. Von Juni bis September ergänzen geführte Bahnund-Burg-Touren das Programm. Die elfstündigen Ausflüge schließen neben dem Mittagsmahl mit lokaler Küche Transfers zu den Burgen Thun, San Michele, Caldes und Valèr ein. Um die Hochtäler in vollen Zügen genießen zu können, nehmen Sie ein Taxi von der Endstation Mezzana zum schmucken Dörfchen Cogolo, wo das Hotel Cevedale in Holz und Stein mit gediegenem Komfort, echter Trentiner Küche, Pool und Spa verwöhnt.

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Zug ab 4,65 Euro, Tagesausflug mit
Transfers ab 65,30 Euro, http://iltreninodeicastelli.it

Von Wernigerode nach Quedlinburg Deutschland

Es gibt nur wenige Orte weltweit, wo Sie noch Dampflokomoti‑ ven erleben können, die sommers wie winters hart arbeiten. Aber genau das bieten die Harzer Schmalspurbahnen (HSB), deren 140 Kilometer großes Privatbahnetz in Niedersachsen das größte Europas unter Dampf bildet. Das Herz der HSB schlägt in Wernigerode. Hier befinden sich die Lokomotivwerk‑ stätten und verlassen die Züge die Stadt mit Glockengeläut, um bewaldete Hügel zu erklimmen. Im Wernigeroder Ortsteil Drei Annen Hohne steigen die Wanderer ein und aus. Dort schlängelt sich eine Nebenstrecke den Brocken hinauf – mit 1125 Metern der höchste Berg im Harz. Jenseits von Drei Annen Hohne führt so manch ein Wanderweg durch die bewaldete Landschaft. In der Eisfelder Talmühle besteht Anschluss nach Quedlinburg. Mit Dampflok oder Triebwa‑ gen bringt Sie die Selketalbahn in rund vier Stunden über Hochplateaus, Wälder und das weite Tal der Bode zur Stadt am Harznordrand, die mit Stiftskirche und Fachwerk-Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

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Ab 16 Euro, http://hsb-wr.de




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