Muskatnuss In Season

Eat British produce when it’s at its best.

Muskatnuss

Früher war sie wertvoller als Gold und der Auslöser für brutale Kriege. Clarissa Hyman kennt die Details der Geschichte des Gewürzes, und Linda Tubby stellt Rezepte damit vor – von herzhaft bis süß

HERKUNFT

Schon im 6. Jahrhundert brachten arabische Kaufleute Muskat nach Alexandria. Es gibt sogar Belege, dass es im nordrheinwestfälischen Rheinland bereits im 11. Jahrhundert als Gewürz für Bier genutzt wurde. Wirklich berühmt wurde Muskat während des Kolonialismus: Im 17. Jahrhundert zählte die sogenannte Myristica fragrans zu den kostbarsten Import- und Exportwaren und soll wertvoller als Gold gewesen sein. Kein Wunder, dass es einst brutale Auseinandersetzungen um die indonesischen Gewürzinseln, die ursprüngliche Heimat des Muskatnussbaums, gab. 1667 tauschten die Niederländer sogar ihre Insel Manhattan mit dem damaligen Örtchen Nieuw Amsterdam (heute New York) gegen Run – eine heute unbedeutende Insel im Osten Indonesiens. Aber von Anfang an:
Mit der Entdeckung der indonesischen Inselgruppe Molukken 1512 durch die Portugiesen wurde die Muskatnuss zu einer begehrten Handelsware – wegen ihres Geschmacks und auch als Heilmittel. In China wurden etwa Verdauungsstörungen mit der Muskatnuss behandelt. Lokale Händler versuchten damals, die Bäume zu verteidigen; sie waren von der aphrodisierenden und heilenden Wirkung des Gewürzes überzeugt. Doch die Nachfrage in Europa war enorm, und so kam es zu grausamen Auseinandersetzungen um die indonesischen Gewürzinseln. 1599 übernahmen die Niederländer die Kontrolle über das Archipel. 1603 kamen die Engländer an die Macht. Um weiterhin Zugriff auf das begehrte Gewürz zu haben, kam es zum Tausch: Run gegen eine Insel in der Neuen Welt – Manhattan. Heute gedeihen die großen, immergrünen Muskatnussbäume nicht nur auf den Banda-Inseln. Sie wachsen auf den Philippinen und in anderen Regionen wie den Westindischen Inseln. Auf Grenada wird fast ein Drittel der weltweit konsumierten Muskatnüsse produziert. Auch auf Sri Lanka und in Südafrika gibt es Muskatnussbäume. Die blasse Frucht ähnelt im reifen Zustand einer Aprikose, die sich aufspaltet und so den Samen freigibt. Der Kern – den wir als Nuss kennen – ist von einem Samenmantel umhüllt, der als Muskatblüte oder Macis (Arillus) bekannt ist. Es handelt sich somit um einen Baum mit zwei Gewürzen.

WIE ES SCHMECKT

Aromatisch, kräftig, würzig mit einer bittersüßen Note – es ist gar nicht so einfach, den Geschmack von Muskat zu beschreiben. Es ist ein wärmendes Gewürz, das auch gemahlenen angeboten wird. Allerdings verfliegt das Aroma des Öls schnell. Daher lohnt es sich, ganze Nüsse zu kaufen und sie bei Bedarf frisch über ein Gericht zu reiben. Verwenden Sie das Gewürz am besten zum Schluss und achten Sie auf die Dosis, damit der Geschmack nicht zu dominant ist. Blüte und Nuss sind im Geschmack ähnlich, die Macis ist aber ein wenig raffinierter und weniger süß als die Nuss.

SCHON GEWUSST?

Muskatnuss gilt als beruhigend und schlaffördernd – daher wird sie gerne für einen Schlummertrunk in heiße Milch gemischt. In großen Mengen kann das Gewürz wie ein Narkotikum mit halluzinogenen und möglicherweise sogar giftigen Eigenschaften wirken. Um diesen Effekt zu erzeugen, müsste man allerdings schon mindestens zwei ganze Nüsse verzehren. Die Samen enthalten Muskatöl, worin sogenannte Neolignane entdeckt wurden. Laut des britischen Mediziners und Kochbuchautors Dr. Stuart Farrimond sorgen sie für ein leicht betäubtes Gefühl auf der Zunge.

P A S S T G U T Z U ...

Gemüsegerichte, Eintöpfe oder eine cremige Béchamelsauce – Muskatnuss harmoniert hervorragend mit deftigen Gerichten. Für viele Menschen verleiht sie einem Kartoffelpüree erst den nötigen aromatischen Kick. Aber Muskat kann noch viel mehr: In der britischen Küche wird das Gewürz für Süßspeisen wie Honigkuchen, reichhaltigen Obstkuchen, Puddingtörtchen oder Milchreis verwendet. Auch Fleischgerichte, Würstchen und die schottische Spezialität Haggis werden mit Muskat abgeschmeckt. Die Kombination mit Spinat ist weit über die Grenzen Italiens hinaus beliebt. Im Nahen Osten gehört Muskat – neben Zimt – in Lamm- und Hammelgerichte. Wie schon erwähnt, kommt es immer auf die Dosis an, um keine adstringierende Wirkung zu erzielen. Muskatnuss lässt sich außerdem gut mit kräftigen Gewürzen wie etwa Kardamom, Nelke, Piment, Ingwer oder Wacholder kombinieren. Die jamaikanische Würzmischung Jerk Rub oder auch das türkische Baharat sind dafür gute Beispiele.

Ebenfalls top ist Muskatnuss in Käsegerichten wie Käsefondue, Soufflés oder dem walisischen Welsh Rarebit. Oder Sie würzen die Füllung von Spinat- und Ricotta-Ravioli mit ein wenig Muskatnuss. Andere probieren Eierlikör und Glühwein mit etwas Muskat. Die Muskatblüte eignet sich bestens zur Verfeinerung von Saucen, Suppen, Brühen und Desserts mit Frischkäse.

K L E I N E T I P P S

Spinat mit etwas Butter oder auch Rahmspinat können eine ordentliche Prise Muskat vertragen. Frikadellen und andere Hackfleischgerichte profitieren ebenfalls von dem Gewürz. Nicht zu vergessen Käsesaucen und Kartoffelklassiker. Oder aromatisieren Sie Weißkohl, Blumenkohl, Gemüsepürees oder sogar Fruchtpudding mit ein wenig Muskat. Ebenfalls köstlich ist eine heiße Schokolade mit etwas Muskatnuss.

PERFEKT PRÄSENTIERT

Typisch für England ist Sunday Roast – zu dem Sonntagsbraten wird eine Zwiebel- oder Brotsauce serviert, die mit Muskat verfeinert wird. Kartoffelgratin mit Muskat und Knoblauch ist eine tolle Beilage zu Lammbraten und Hähnchen. Irisches Spiced Beef braucht – neben mehreren Tagen Zeit – Muskatblüte, Muskatnuss sowie Wacholderbeeren und Nelken. Oder gönnen Sie sich einen Eierlikör à la Arabella Boxer – aus Milch, Ei, Brandy, Zucker und gestoßenem Eis; abschließend wird der Drink mit frisch geriebener Muskatnuss garniert.

UND NOCH WAS…

Die Früchte werden mehrmals im Jahr geerntet; ein Baum kann pro Jahr bis zu 10 000 Früchte produzieren. Die Muskatnuss ist etwa ein Jahr haltbar. Bekommt sie dunkle Flecken, sollte sie entsorgt werden. Connecticut hat den Spitznamen Muskatnuss-Staat. Einst sollen Händler aus Holz imitierte Muskatnüsse geschnitzt und damals für viel Geld verkauft haben.

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