Genua, Italien Schlemmerroute

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In den Gassen Genuas führt der Weg nicht immer geradeaus. Dafür wartet hinter jeder Ecke ein Erlebnis: mal prächtige Paläste, mal köstliches Streetfood und mal ein Strand mitten in der Stadt

Reise-Informationen

Genua, die Hauptstadt Liguriens, liegt im Nordwesten Italiens. Die Währung ist der Euro. Von Deutschland aus erreicht man die Hafenstadt per Flug am besten ab München. Mehr Flüge gehen von deutschen Flughäfen zum Flughafen Mailand Malpensa. Von dort aus fährt man mit dem Auto oder dem Zug etwa zwei bis drei Stunden nach Genua. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar. Weil die Straßen zum Teil steil sind, nutzen viele die Standseilbahnen, Zahnradbahnen und Aufzüge der Stadt, um von einem Viertel ins nächste zu kommen. Der berühmteste Aussichtspunkt ist Spianata di Castelletto.

HINKOMMEN
Lufthansa fliegt nonstop von München nach Genua. lufthansa.com
Eurowings bietet direkte Verbindungen von Stuttgart, Frankfurt a. M. und Hamburg nach Mailand Malpensa an. eurowings.com

WEITERE INFORMATIONEN
Visit Genoa ist das städtische Portal für Tourismus, Kultur und (Freizeit-) Veranstaltungen und bietet Tipps für die Reiseplanung. visitgenoa.it
Visit Italy liefert allgemeine Infos zum Land und den Regionen. italia.it

Was haben Pesto, Jeans und Christoph Columbus gemeinsam? Richtig – sie stammen alle aus Genua. Vor langer Zeit konkurrierte die Hafenstadt im Nordwesten Italiens sogar mit Venedig, dann geriet sie trotz berühmter Erfindungen und Entdecker aus dem Blickfeld. Heute gilt Genua als unterschätzter Geheimtipp des Landes.

Genauso wie in Venedig kann man sich auch hier herrlich in einem Labyrinth aus Gassen verlieren. Die Altstadt, das Centro storico, ist durchzogen von diesen schmalen Sträßchen, die die Einheimischen Caruggi nennen. Manche Gassen sehen die Sonne nie, weil sie zwischen meterhohen Gebäuden verlaufen. Statt natürliches Licht leuchten hier die Neonschilder von Cafés und Shops um die Wette.

Der amerikanisch‐britische Autor Henry James beschrieb Genua als „verwinkeltste und unzusammenhängendste Stadt der Welt“. Und das trifft bis heute zu: Eingezwängt zwischen Bergen und Meer, erstreckt sich Genua über 30 Kilometer vom Viertel Voltri ganz im Westen bis Nervi, einem Fischerdorf im Osten. Diese räumliche Beschränkung hat die gesamte Stadtentwicklung beeinflusst:
Die Höhenunterschiede sind hier teilweise enorm, viele Straßen verwandeln sich plötzlich in steile Treppen, und was aus der Ferne wie ein Penthouse aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen dann als Wohnung mit einem Zugang auf Straßenniveau.

Wer zum ersten Mal in Genua ist, merkt schnell, dass die Genueser das Thema Essen äußerst ernst nehmen. In jeder Gasse, und sei sie noch so klein, entdeckt man in den Auslagen im Fenster kulinarische Köstlichkeiten – von frittierten Sardellen über gefüllte Auberginen bis zu feinster Schokolade und anderen Süßigkeiten. Und aus jeder Bäckerei strömt der Duft von frischer Focaccia. Die erste Ration des dünnen Hefebrotes wird hier traditionell bereits zum Frühstück gegessen, dazu schneidet man sie in Streifen und taucht sie kurz in Kaffee oder Cappuccino.

Die Hafenstadt ist von jeher ein Ort, an dem unterschiedlichste Menschen und Kulturen zusammenkommen: einst Seefahrer und Kaufleute, heute Einwanderer und Reisende aus aller Welt.

Gleich hinter der Promenade schlägt das kulinarische Herz der Metropole. Am besten stürzt man sich direkt mutig in das Gassengewirr im vom Wind gepeitschten Hafen Porto Antico. Sottoripa heißt das bekannte Viertel, das mit seinen Säulengängen und der lebendigen Atmosphäre an einen nordafrikanischen Souk erinnert. Schon von Weitem erkennt man die stets lange Schlange vor einem Laden. Die Antica Friggitoria Carega existiert seit 80 Jahren in der Stadt und ist seitdem beliebt. In dem weiß gekachelten Laden wird so gut wie alles frittiert: kleine Fische, Tintenfische, saftige Garnelen, Sardellen, Kabeljau und die lokale Spezialität Panissa – Stäbchen aus Kichererbsenpolenta.

Die sogenannten Friggitorie – so heißen Läden, die frittierte Speisen zum Mitnehmen verkaufen – haben in Genua eine lange Tradition. Bis heute wirft man die kleinen Fische, die auf dem Markt nicht verkauft wurden, und die Reste, die vom Säubern und Zuschneiden übrig bleiben, nicht weg. Im Gegenteil: Sie werden in Mehl gewälzt, im heißen Fett gebraten und in einer Papiertüte über die Theke gereicht. Früher
war das eine günstige Mahlzeit für Seeleute und Hafenarbeiter.

Einige Gassen weiter führt der sonderbare Geruch von Kutteln zur Tripperia La Casana, einer Institution in Genua. Drinnen schneidet und verpackt Gabriella Colombo an einem 100 Jahre alten Marmortresen sorgfältig geputzte Kutteln für ihre Kundschaft, während ihr Ehemann Francesco Pisani energisch die Brühe rührt, die in den beiden massiven Kupfertöpfen köchelt. Bis vor nicht allzu langer Zeit versammelten sich Matrosen an den Tischen im hinteren Teil des Geschäfts, um eine Portion deftige Kuttelsuppe zu schlürfen, so wie andere ihren morgendlichen Kaffee. „Die Suppe wird aus dem vierten Magen der Kuh gemacht. Im genuesischen Dialekt nennen wir ihn Gruppo. Die Brühe ist mager, aber reich an Proteinen und damit wie gemacht für Menschen, die kräftig zupacken müssen“, erklärt Francesco. „Dazu aßen die Seeleute die typischen Gallette del marinaio (Blätterteiggebäck), die man noch heute in einigen Geschäften kaufen kann.“

Zusammen mit Gabriella hat er das Geschäft vor 30 Jahren übernommen. Vom Vorbesitzer, der die Arbeit selbst fast ein halbes Jahrhundert lang gemacht hat, lernten sie die Tricks und Kniffe. Francesco hat damals sogar seine vielversprechende Karriere als Musiker an den Nagel gehängt: „vom Schlagzeuger zum Kuttelnverkäufer – was für ein ruhmloses Ende!“ Er lacht und erzählt Anekdoten aus den Achtizgern, wo er mit der Sängerin Sabrina Salerno im Fernsehen aufgetreten ist. Heute bedient er Kundschaft aus Genua, aber auch Kunden, die extra aus dem Piemont oder der Lombardei anreisen, um eine Portion Trippa accomodata zu essen. Dafür werden die Kutteln zu einer Art Eintopf mit Kartoffeln, Pinienkernen und Tomatensauce verarbeitet. Den mögen auch die vielen Ecuadorianer, die in Genua leben, gern, denn ihr landeseigener GuatitaEintopf ist der italienischen Variante sehr ähnlich.

Wer keine Innereien mag, aber trotzdem die lokale Küche probieren möchte, ordert ein Stück Farinata. Der hauchdünne Pfannkuchen wird aus Kichererbsenmehl, Salz, Wasser und Olivenöl hergestellt und ist vor allem am Rand herrlich knusprig. Eine sehr leckere Version geht bei Sà Pesta über die Theke. In dem trubeligen Altstadtlokal brät Paolo Benvenuto die Fladen in Kupferpfannen, die so groß sind wie Wagenräder. Seine Schwestern Cinzia und Antonella versorgen die hungrigen Gäste derweil mit üppigen Portionen der hausgemachten Torte di verdure, einem Gemüsekuchen mit Prescinsêua, einem Ricotta-ähnlichen lokalen Käse.

Es sind aber nicht nur alteingesessene Lokale und Läden, die Genua aus kulinarischer Sicht so besonders machen. Auch die moderne Food‐Szene floriert, und das trotz der Covid‐19‐Pandemie, die vielen Gastronomen in den vergangenen Jahren sprichwörtlich einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Noch wenige Monate vor der ersten großen Coronawelle wurde der Mercato Orientale, die berühmteste Markthalle der Stadt, im großen Stil renoviert und umgebaut. Unter dem Glasdach gibt es seitdem neben den Obst‐ und Gemüseständen einen neuen Bereich mit Imbissständen, Weinbars und Eisdielen sowie eine Kochschule und das elegante Lokal L’Ostaia de Zena, die jüngste Idee des Sternekochs Ivano Ricchebono.

Im April 2021 eröffneten auch Edoardo Ferrera – ebenfalls Sternekoch – und Raoul Bollani, Manager des Palazzo Imperiale, ein neues Lokal in der Altstadt. Im Baccicin Acciughe & Pissa steht traditionelles Streetfood auf der Karte. Ein mutiger Schritt, denn zu dieser Zeit war ganz Italien noch mitten im Lockdown. Statt Laufkunschaft zu bedienen, begannen sie ihr Essen auszuliefern. Heute stehen die Kunden endlich auch im Geschäft Schlange. Wer Italienisch spricht, kann zumindest vermuten, worauf sich das Lokal spezialisiert hat, denn Acciughe heißt übersetzt Sardellen. „Die ligurischen Fischer nannten sie auch Pan du ma, Brot des Meeres“, sagt Raoul. „Sardellen waren über­ all verbreitet und halfen eini­gen Familien sogar beim Über­ leben. Nicht nur, weil sie sonst verhungert wären, sondern auch, weil der Fisch als Währung fungierte und exportiert werden konnte.“ Raoul betont, wie wichtig es für ihn ist, jedes Lebensmittel wertzuschätzen und in seinem historischen Kontext zu betrachten.

Olivenbäume gibt es an der rauen ligurischen Küste zuhauf. Das Öl – die Grundlage der vielen frittierten Köstlichkeiten der Stadt – ist besonders leicht und fein, weil es aus nur einer Olivensorte, nämlich der hochwertigen Taggiasca, gewonnen wird. Die andere lokale Zutat, die am häufigsten exportiert wird, ist Basilikum. Das dürfte für die meisten keine große Überraschung sein, schließlich ist es die prominenteste Zutat in Genuas weltberühmter Pastasau­ ce. Die Gewürzpflanze wird in terrassenartig angelegten Gewächs­ häusern angebaut, die dem Meer zugewandt sind. Basilikum ist im ganzen Land eine unverzichtbare Zutat, in der Region rund um Genua wird es fast zur Religion. Das Kraut überschwemmt Markt­ stände, es wird in Töpfen an jeder Straßenecke verkauft und in angesagten Restaurants sogar als Tischdeko arrangiert. Die lokale Sorte Basilico Genovese ist die einzige Sorte mit geschützter Ursprungsbezeichnung (Protected Designation of Origin = PDO) und auch die einzige mit diesem intensiven Aroma, das das Pesto hier so köstlich macht. Wird die Sauce mit einem anderen Basilikum her­ gestellt, bekommt es eine leichte Minznote. Der bereits verstorbene Sänger Fabrizio de Andrè erzählte einmal, dass er, wann immer er nicht in seiner Heimatstadt Genua war, reichlich Walnüsse zum Pes­to hinzufügen musste, um den minzigen Geschmack zu überdecken.

„Das Basilico Genovese hat ein wunderbar ausgeglichenes Aroma“, sagt Annamaria Carrea. Sie ist Teil der familiengeführten Azienda Agricola R&C Ruggero Rossi, einem der wichtigsten Basilikumproduzenten Genuas. Sie fügt lächelnd hinzu: „Dafür braucht es guten Boden, Leidenschaft und das Meer. Unser Basilikum muss dem Meer zugewandt sein.“

Ganz ohne Zweifel hat das Meer die Gerichte Genuas beeinflusst. Von seiner Küche im Restaurant Il Marin aus kann Koch Marco Visciola jeden Tag beobachten, wie die Boote im Porto Antico auf‐ und abtanzen. Er blickt außerdem auf die visionären Gebäude des Stararchitekten Renzo Pianos, der dem einst ein wenig tristen Viertel unlängst ein neues Gesicht gegeben hat. Und: 2022 feierte man hier den berühmtesten Sohn der Stadt, Christoph Columbus. Schließlich hatte dieser vor 500 Jahren die Neue Welt wiederentdeckt.

„Ich liebe das Meer“, sagt Marco, „deshalb habe ich bei meiner Arbeit immer die biologische Vielfalt und die Nachhaltigkeit im Blick.“ Er arbeitet mit Fischern zusammen, deren Netze aus Kokosnussfasern gemacht sind. Sie werden am Ende der Saison ins Meer geworfen und zu Fischfutter. Er hat außerdem eine Vorliebe für Pesce povero, das sind wenig wertvolle Fische. Fischinnereien sind die Hauptzutat seiner neu interpretierten Finanziera – ursprünglich ein historischer Eintopf aus dem Piemont. „Die Gräten sind das Einzige, was wir wegschmeißen“, sagt er und lacht. Seine Küche zählt zu den innovativsten der Region. Auf die Frage, was das Geheimnis hinter seinem Erfolg ist, blickt er Richtung Horizont und sagt: „Bei diesem Ausblick kann ich gar nicht schlecht kochen.“

Wo man am besten übernachtet

Attico Palazzo Giustiniani Das romantische B & B ist in der obersten Etage eines Palastes aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Wenn sie Sonne scheint, wird das Frühstück auf der Terrasse mit Blick über Genua serviert. DZ ab 90 Euro. Piazza dei Giustiniani 6, +39-346-2754662, atticopalazzogiustiniani.it
Hotel Bristol Palace Hinter prachtvoller Fassade mit Kolonnaden residieren Gäste dieses luxuriösen Hauses direkt an der Prachtstraße Via XX Settembre. Die geräumigen Zimmer sind mit Parkett, opulenten Vorhängen und Antiquitäten ausgestattet, einige haben sogar eine Terrasse. Im hauseigenen Restaurant Giotto stehen sowohl italienische als auch typisch ligurische Speisen auf der Karte. DZ ab 195 Euro. Via XX Settembre 35, +39-10- 592541, hotelbristolpalace.it
Le Nuvole Residenza d’Epoca Im Mittelalter einst ein herrschaftliches Stadthaus, heute ein stylishes Boutique-Hotel: Im Le Nuvole Residenza d’Epoca zeugen etwa die Fresken noch von Glanz und Gloria der Vergangenheit. Ansonsten sind die 15 Zimmer modern und stilvoll eingerichtet. Kleiner Tipp: Fragen Sie nach einem Zimmer mit Blick auf die Basilika Maria delle Vigne aus dem 10. Jahrhundert. DZ ab 83 Euro. Piazza delle Vigne 6, +39- 10-2510018, hotellenuvole.it
Palazzo Grillo Ganz stilecht nächtigt man in diesem Palast aus dem 16. Jahrhundert, der zu den berühmten, von der UNESCO geschützten Palazzo dei Rolli gehört. In den 25 Zimmern des Hauses treffen gewölbte Decken mit Freskenzyklen auf Bluetooth-Lautsprecher und Smeg-Minibars. Nettes Extra für Fotografiefans: Auf der Ausstellungsfläche im ersten Stock finden oft Shows von und mit angesagten Künstlern statt. DZ ab 92 Euro. Piazza delle Vigne 4, +39-10-2477356, hotelpalazzogrillo.it

Essen

Sofern nicht anders angegeben, gelten die hier genannten Preise pro Person für ein Drei-Gänge-Menü (ohne Getränke).
Antica Friggitoria Carega Das Lokal ist bei den Camalli (Hafenarbeitern) genauso beliebt wie beim lokalen Popstar Fabrizio de Andrè, der hier regelmäßig mit seinem Sohn zum Essen herkam. Machen Sie es am besten wie die Einheimischen und reihen Sie sich in die Schlange im Porto Antico ein. Auf der Karte zum Mitnehmen steht hier natürlich vor allem frischer Frittura (frittierter Fisch). Eine Papiertüte mit Frittura ist für ungefähr 8 Euro erhältlich. Via di Sottoripa 113r, +39-10-2470617
Baccicin Acciughe & Pissa Der vom Guide Michelin ausgezeichnete Koch Edoardo Ferrera und der Unternehmer Raoul Bollani versorgen in diesem noch neuen Streetfood-Spot hungrige Passanten mit Pissa. Die ligurische Spezialität ist mit Sardellen und Tomaten belegt und schmeckt köstlich. Es lohnt sich aber auch, eine Portion Scupply zu probieren. Die frittierten Arancini-Bällchen sind aus Scucussun, einer Art Couscous, statt Reis gemacht und werden mit Käse aus dem nahe gelegenen Avetotal serviert. Pissa etwa 5 Euro. Via di Scurreria 42r, +39-327-2583250
Gelateria Romeo Viganotti Eigentlich ist das Geschäft für seine exquisiten Schokoladen bekannt, die hier immerhin seit 1866 hergestellt werden. Das hausgemachte Eis steht der Schokolade aber in nichts nach. Die Sorten mit Käse – Ricotta und Walnuss, Gorgonzola und Walnuss oder Büffelkäse – klingen zunächst vielleicht gewöhnungsbedüftig, schmecken aber himmlisch. Eis in der Waffel etwa 3 Euro.
Salita del Prione 12r, +39-10-2514061, romeoviganotti.com
Genovese Hier ist der Name Programm: Lokalbesitzer Roberto Panizza gilt nicht nur in der Stadt als „Pesto King“. Alle zwei Jahre organisiert er eine Pesto-Weltmeisterschaft. Seine eigene Variante ist knallgrün und macht sich besonders gut zu Gnocchi oder den gedrehten Trofie. Aber Vorsicht: Nachdem man die weltbekannte Sauce hier probiert hat, ist man von anderen Pestos höchstwahrscheinlich enttäuscht. Typische Hauptgerichte sind Kutteln, Hase und Stockfisch. Etwa 24 Euro. Via Galata 35r, +39-10-8692937, ilgenovese.com
Il Marin Das Fine-Dining-Restaurant punktet gleich in doppelter Hinsicht: Der Ausblick auf den Hafen ist dank der Lage im obersten Stock fantastisch, zudem werden Fisch und Meeresfrüchte innovativ und kreativ zubereitet. Koch Marco Visciola setzt auf Nachhaltigkeit, das beweist auch der zum Lokal gehörende Aeroponik-Garten, in dem Gemüse und Kräuter ohne Erde wachsen. Im Vergleich zum herkömmlichen Anbau spart diese Methode bis zu 95 Prozent Wasser. Zur Wahl stehen mehrere Menüs, unter anderem ein Sechs-Gänge-Menü mit Fischeintopf, Kaviar und Martini-Spaghetti. Unbedingt vorab reservieren. Etwa 51 Euro. Calata Cattaneo 15, +39-10-8698722, ilmarin.it
L’Ostaia de Zena Im ersten Stock des jüngst renovierten Mercato Orientale empfängt
seit Oktober 2020 diese elegante Osteria ihre Gäste. Die kreativen Köpfe dahinter sind in der Foodszene Genuas keine Unbekannten: Koch Ivano Ricchebono (siehe Restaurant The Cook, unten), Barbara Palazzo (siehe Restaurant 20 Tre, unten) und Metzger Luca Spanedda, der mehr als 30 Jahre einen eigenen Stand auf dem hiesigen Markt hatte. Auf den Tisch kommen traditionelle Gerichte wie etwa Cima alla Genovese (gefüllte Kalbsbrust). Etwa 26 Euro. Mercato Orientale, via XX Settembre 75r, +39-348-1081541
Sa’ Pesta Die Geschichte des Hauses und auch des Lokals reicht weit zurück: Das Gebäude diente schon im Mittelalter als Lagerstätte für Salz, seit 1889 werden hier Einheimische und Reisende auch verköstigt. Bis heute geht es eher rustikal zu. Die Portionen sind großzügig, das Ambiente ist urig. Probieren Sie ein Stück der Torte di verdure (Gemüsetorte mit Prescinsêua-Käse), Torta pasqualina mit Mangold und Ei oder andere Spezialitäten wie gefüllte Sardinen und Polpettone alla genovese (ein herzhafter Kuchen aus grünen Bohnen und Kartoffeln). Wer zum Abendessen kommen möchte, sollte unbedingt vorab einen Tisch reservieren. Etwa 19 Euro. Via dei Giustiniani 16r, +39-10-2468336, sapesta.it
20 Tre Aus dem Wunsch, die Aromen ihrer Kindheit wiederzuentdecken, hat Barbara Palazzo dieses Restaurant eröffnet. Die Gerichte, die sie und ihr Team hier kreieren, haben ihren Ursprung in der traditionellen genuesischen Küche. Die Zutaten dafür stammen aber aus ganz Italien und anderen Regionen rund um das Mittelmeer. Daraus entstehen dann so köstliche Kreationen wie Ravioli ripieni di pesce (mit Fisch gefüllte Ravioli). Etwa 95 Euro. Via David Chiossone 20, +39-10-2476191, ristorante20tregenova.it
The Cook Im Herzen des Centro storico (Altstadt) diniert man in diesem Lokal unter einem Gewölbe, das mit kunstvollen Fresken aus dem frühen 17. Jahrhundert verziert ist. Chefkoch Ivano Ricchebono hat sich hier bereits einen Michelinstern erkocht und zeigt sein Können mit einem harmonischen Mix aus Traditionen und Moderne. Im Fokus stehen bei ihm Fisch und Meeresfrüchte sowie Spezialitäten aus der Region. Was dann serviert wird, ist nicht nur kulinarisch ein Genuss, auch die Präsentation der Speisen ist außergewöhnlich. Degustationsmenü mit Weinbegleitung etwa
94 Euro. Vico Falamonica 9r, +39-10-9752674, thecookrestaurant.com
Trattoria da Maria Die legendäre Signora Maria weilt zwar leider nicht mehr unter uns, in dieser beliebten Trattoria werden die Gäste aber nach wie vor mit hausgemachten Speisen verwöhnt, wie man sie von einer italienischen Großmutter erwarten würde. Dazu gehören neben frischer Pasta auch ausgefallenere Gerichte wie Hase und Tintenfisch. Zu empfehlen sind die Acciughe ripiene (gefüllte Sardellen) und das Scorfano in carpione (marinierter Rotbarsch). Etwa 22 Euro. Vico Testadoro 14r, +39-10-581080
Zuccotti Fabbrica di Cioccolato Die Liebe zu Schokolade und Konfekt haben die Geschwister Chiara, Francesca und Giulio definitiv von ihrem Großvater Alessandro geerbt. Die 1933 von ihm gegründete Manufaktur ist bis heute im Familienbesitz, die Enkel halten sich immer noch streng an die
originalen Rezepte des Großvaters und fertigen Pralinen, Nugat und Schokoladen in Handarbeit. Der dreilagige Mattonella di cremino (Schichtnugat) ist auch ein schönes Mitbringsel, wenn man ihn nicht vorher selbst vernascht. Box mit 200 Gramm etwa 13 Euro. Via di Santa Zita 36r, +39-10-580504, zuccotticioccolatoit

Nicht verpassen

A Small Kitchen in Genoa Enrica Monzani bietet ligurische Kochkurse und Food-Touren an. Die Zutaten shoppt man mit ihr auf dem Mercato Orientale, dann zeigt sie bei einem guten Glas Wein, wie man Traditions- gerichte wie Farinata, Corzetti mit Pesto oder Polpettone zubereitet. asmallkitcheningenoa.com Boccadasse Wer eine Verschnaufpause vom Trubel der Stadt braucht, ist in diesem ehemaligen Fischerort mit Kieselsteinstrand, pastellfarbenen Häuschen und jeder Menge urigen Trattorias bestens aufgehoben. Botteghe storiche Wie eine Zeitreise in die Vergangenheit fühlt sich ein Bummel durch die historischen Läden der Stadt an. Viele der Händler blicken auf eine Geschichte zurück, die bis ins 17. Jahrhundert reicht. Im Tante-Emma-Laden Drogheria Viganego (Via Colombo 22r) liegen in antiken Regalen Gewürze wie Paprika und Kurkuma; bei Pietro Romanengo fu Stefano (Via Soziglia 74r) kaufen Naschkatzen zwischen Marmor- und Holzinterieur kandierte Früchte. Auch wer keine Innereien mag, sollte einen kurzen Stopp bei der berühmten Tripperia La Casana (Vico Casana 3r) einlegen – allein die Atmosphäre ist es wert. botteghestorichegenova.it Palazzi dei Rolli Unglaubliche 42 Adelspaläste und Patrizierhäuser gehören zu dem berühmten Gebäude-ensemble in der Strada Nuova. Da Genua früher eine bedeutende Seemacht war, bekamen wohlhabende Kaufleute, Bankiers und Reeder oft Besuch, der standesgemäß untergebracht werden musste. Den Palazzo Lomellino erkundet man am besten auf einer geführten Tour. Wer die Treppen im Minarett emporsteigt, hat beste Sicht auf den Hafen und die Altstadt. Die Galleria Nazionali di Palazzo Spinola bietet eine eindrucksvolle Auswahl an Gemälden der Renaissance. Im Palazzo Reale staunt man über den spektakulären Spiegelsaal, hübsche Gärten und eine erlesene Sammlung von Kunst aus dem 17. Jahrhundert. palazzolomellino.org palazzospinola.cultura.gov.it palazzorealegenova.beniculturali.it

Glossar

  • Basilico Genovese: Die in Genua heimische Basilikumsorte hat schmale ovale Blätter und ein intensives Aroma
  • Cima alla Genovese : Diese Spezialität wurde ursprünglich zubereitet, um Essensreste zu verwerten und teures Fleisch mit günstigen Zutaten zu füllen. Heute wird die Kalbsbrust mit gehackten Innereien, in Brühe eingelegten Brotkrumen, Frühlingsgemüse, geriebenem Käse, gewürfelter Mortadella und Eiern gefüllt. Sie wird in Scheiben aufgeschnitten und als zweiter Hauptgang (secondo Piatto) serviert
  • Farinata : Für eines der ältesten Rezepte Genuas werden Kichererbsenmehl, Wasser, Salz und Olivenöl zu einem Teig verarbeitet und als dünne Pfannkuchen in einem Holzofen ausgebacken
  • Friggitoria: In den Geschäften werden vor allem frittierte Speisen verkauft
  • Gallette del marinaio: Übersetzt heißt das so viel wie „Seemannskekse“. Tatsächlich bleiben die dünnen, runden und zweimal gebackenen Kekse bis zu ein Jahr knusprig. Die besten gibt es in der Bäckerei Maccarini im nahe gelegenen San Rocco di Camogli (Via San Rocco 46)
  • Panissa : Die frittierte Kichererbsenpolenta ist ein beliebter Snack in Genua und im restlichen Ligurien. Die Zutaten sind bis auf das Olivenöl die gleichen wie die, die man für Farinata verwendet. Panissa ist vergleichbar mit Cecina aus Pisa und Socca aus dem französischen Nizza
  • Pesto : Die genuesische Pastasauce ist auf der ganzen Welt bekannt. Das Traditionsrezept gibt als Zutaten Basilico Genovese, Knoblauch aus Vessalico, Pinienkerne, grobes Meersalz, natives Olivenöl extra, Pecorino und Parmigiano Reggiano vor
  • Pissa : Der volle Name dieser genuesischen Spezialität lautet Pissalandrea. Der wiederum geht auf den General Andrea Doria zurück, der im 15. und 16. Jahrhundert herrschte und die Speise gerne mochte. Die frühe Version bestand aus Focaccia (Fladenbrot), das mit Zwiebeln, Sardinen und Käse belegt wurde. Später kamen auch Tomaten, Oliven und Oregano hinzu. Pissa ist im Westen Liguriens genauso bekannt wie im Süden Frankreichs, wo man den herzhaften Kuchen Pissaladière nennt
  • Polpettone : Gemüsekuchen, der an der italienischen Riviera sehr beliebt ist. Achtung: Im Rest des Landes wird mit Polpettone ein Hackbraten bezeichnet
  • Prescinsêua : Lokaler Käse, der für Pasta und Gebäck verwendet wird
  • Sciamadda: Diese typisch genuesischen Läden sind auf vegetarische Kuchen und Farinata spezialisiert
  • Scucussun : Pastasorte, die traditionell für Minestrone verwendet wird. Sie ist der sardinischen Nudelart Fregula ähnlich
  • Torta Pasqualina : Die ligurische Gemüsetorte besteht aus dünnem Blätterteig und ist mit einer köstlichen Masse aus Mangold, Artischocken, Eiern, Ricotta sowie Majoran gefüllt

This article was published on 16th June 2023 so certain details may not be up to date.




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