Bwindi Impenetrable Nationalpark, Uganda Schlemmerroute

Reise in den Zauberwald

Im Südwesten Ugandas liegt der dichte Bwindi-Regenwald. Inmitten von Bäumen, Sträuchern und Farnen trifft man auf Gorillas, trinkt Bananengin und probiert Omelett-Wraps, die Rolex heißen

Reise-Informationen

Der Bwindi Impenetrable Nationalpark ist einer von zehn Nationalparks in Uganda. Er liegt im Südwesten des Landes und beheimatet zig Primaten- und Vogelarten. Die Währung ist der Uganda-Schilling (UGS). Zeitverschiebung: MEZ +2. Flüge von Deutschland aus dauern etwa zwölf Stunden. Bereisen Sie den Bwindi-Regenwald nur mit etablierten Touranbietern.

HINKOMMEN
Qatar Airways fliegt über Doha nach Entebbe. Den Bwindi-Nationalpark erreicht man von dort in zehn Stunden mit dem Auto oder per Flug.
Aerolink Uganda fliegt in anderthalb Stunden nach Kihihi. Dann fährt man die letzte Stunde mit dem Auto. qatarairways.com aerolinkuganda.com

WEITERE INFORMATIONEN
Uganda Tourism Board (UTB) liefert gute Basisinformationen. utb.go.ug
Bwindi Gorilla Trekking Safaris bieten neben Wanderungen zu den Menschenaffen auch andere Touren in die Natur an und kümmert sich um die gesamte Organisation der Trips. bwindigorillatrekkingsafaris.com Bwindi Forest National Park hält jede Menge nützliche Tipps für die Planung des Dschungelabenteuers bereit. bwindiforestnationalpark.com

Der Mann vor uns bewegt sich mit sicheren Schritten vorwärts. Er trägt ein Gewehr, das er fest an seinen Körper presst, während er talwärts wandert. Der Wald weicht keinen Millimeter vor seinen Stiefeln zurück. Im Gegen­ teil: Es scheint, als würde das Grün um uns herum immer dich­ter werden. Der Bwindi Impenetrable Nationalpark macht sei­nem Namen alle Ehre, denn „impenetrable“ heißt übersetzt „undurchdringlich“. Alles fing mit einem Aufstieg an, und jetzt geht es steil bergab. Der Waldboden ist so dicht mit Laub, Humus und Farnen bedeckt, dass es sich anfühlt, als ginge man auf einem Kissen, in das man immer wieder unerwartet einsinkt.

Die Menschenaffen von Bwindi haben da eindeutig eine bessere Strategie entwickelt: Wenn sie nicht gerade oben in den Baumwipfeln sitzen, bewegen sie ihre kolossalen Körper auf Fäusten und Zehen im Wald vorwärts. Die 331 Qua­dratkilometer große Wildnis im Südwesten Ugandas ist Heimat von fast der Hälfte der weltweiten Gorilla­-Population. Jeder, der hier schon einmal einem der Tiere begegnet ist, spricht von einem einmaligen, ja fast magischen Erlebnis.

Neben Primaten sind in Bwindi auch etwa 350 Vogelarten zu Hause, doch heute herrscht Stille im Wald. Nur das sanfte Rauschen der Strombosiablätter und gelegentlich ein Schrei, wenn wieder jemand unerwartet bis zu den Knien im Boden versinkt, dringen an unsere Ohren. Vor unserer kleinen Gruppe aus Führer, Träger und bewaffnetem Ranger haben sich Fährten­ leser mit Macheten den Weg zu den Gorillas frei geschlagen. Nach 50 Minuten ist dann der erste Gorilla in Sicht.

Es ist ein Männchen, das mitten auf unserem Weg liegt, mit dem breiten Rücken zu uns gewandt. Selbst als wir uns nähern, dreht er sich nicht um. Stattdessen greift seine glatte schwarze Hand nach hinten, und er kratzt sich an seinem behaarten Gesäß. „Magisch“ ist hier vielleicht nicht das treffendste Wort, aber diese vertraute menschliche Geste zeigt einmal mehr, wie nah uns die Tiere sind. Dann klettert er flink einen Baum hinauf, ohne uns auch nur einmal anzusehen. Gorillas sind überwiegend Pflanzenfresser, die sich gerne durch die Baumkronen fressen.

Während sie sich oben sonnen, stehen wir unten in der wind­ stillen Hitze und versuchen die Ameisen abzuschütteln. Die einzigen Anzeichen dafür, dass die Affen noch in der Nähe sind, sind raschelnde Äste und – nun ja – ein fauliger Gestank in der Luft. Dass sie sich vor allem von Blättern und Früchten ernähren, hat eben auch seine Schattenseiten. Plötzlich ertönt ein Ruf von der anderen Seite des Weges. Wir hasten unter Lianen hindurch und über umgestürzte Bäume. Kajura, ein Weibchen, sitzt ruhig da und zupft Flöhe und Zecken aus seinem dichten Fell. Mit ihren dunklen Augen beobachtet sie die Menschen um sich herum, und wenn sie einem für eine Sekunde in die Augen blickt, hat man das Gefühl, einander zu erkennen. Das ist er, der magische Moment, trotz erdigen Geruchs und stechender Insekten.

Doch der Zauber ist nicht von langer Dauer: Kavuyo, der mächtige Silberrücken, bahnt sich seinen Weg durch dicke Äste, als wären es Schilfrohre. Er trabt aus dem Wald, wir folgen ihm und stehen kurze Zeit später auf einem offenen Feld. Dort macht er sich an einem jungen Baum zu schaffen, mit seinen strahlend weißen Zähnen zerkaut er die Triebe, bis er sich von uns zu sehr beobachtet fühlt und in die Dunkelheit des Waldes verschwindet.

Die Gorillas sind die Hauptattraktion der Region, das spiegelt sich auch im Tourismus wider. So wird allerdings auch vieles ausgeblendet, was die „Perle Afrikas“, wie Uganda auch genannt wird, sonst noch zu bieten hat. Umgeben von fünf Nachbarstaaten und den weiten Ufern des Victoriasees, ist Uganda ein unglaublich facettenreiches Land: Etwa 56 Ethnien leben vom üppig grünen Süden bis zu den Savannen im Norden verteilt. Viele dieser Gemeinden sind isolierte Enklaven und nur über staubige und von unzähligen Schlaglöchern übersäte Straßen erreichbar. Buhoma befindet sich dicht an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Hier befindet sich das Besucherzentrum des Bwindi‐Nationalparks. Auch diese Gemeinde ist vom Gorilla‐Tourismus abhängig, vor allem die Organisation Ride 4 a Woman. Evelyn Habasa hat die Initiative gegründet, die als Fahrradverleih und ‐werkstatt begann. Sie wird von und für Frauen aus der Gemeinde betrieben, die häusliche Gewalt erlebt haben. In einem Land, in dem noch immer ein Brautpreis gezahlt wird, ist Missbrauch weit verbreitet, und die Hilfsangebote für Betroffene sind ziemlich begrenzt. Bei Ride 4 a Woman lernen und arbeiten rund 300 Frauen aus 11 Dörfern. Sie nähen, singen und flechten Körbe und verdienen ein eigenes Einkommen. Darüber hinaus versorgen sie die Gemeinde mit gefiltertem Wasser und sammeln Spenden, um die Kinder mit Stipendien zu unterstützen.

Evelyn lächelt uns herzlich an, während sie uns zeigt, wie man Luwombo zubereitet. Für das Festtagsgericht röstet man zuerst frische Bananenblätter. Darauf kommt dann ein Eintopf aus Zwiebeln, Tomaten und Irish, so heißen die hellen Kartoffeln in Uganda. Zum Schluss gibt Evelyn ein bisschen Wasser und das Hähnchenfleisch hinzu. Dann faltet sie mit geübten Handgriffen Blatt um Blatt zu einem kunstvollen Päckchen und legt es zum Garen auf die heißen Kohlen.

Luwombo ist aber nur ein Teil der großen Festtafel, auf der Ziegenfleisch, Erdnusssauce, Bohnen und anderes Gemüse sowie Kalo stehen. Das weiche Hirsebrot wird frisch zubereitet. Edna hilft dabei, indem sie die Hirse siebt und stampft und auf einem traditionellen Stein mahlt. Das ist aufwendig, deshalb wechseln sich die Menschen ab. Auf großen Festen dürfen das oft die Kinder übernehmen.

Die Mitglieder der Gemeinde stellen neben Gemüse auch ihren eigenen Honig her. Die Bienen sind für die Menschen im Dorf mehr als reine Bestäuber. Wie winzige Angestellte beschützen sie den Ort, indem sie große Tiere wie Elefanten von ihren Bienenstöcken am Waldrand aus fernhalten.

Das Festmahl, das jetzt inzwischen vor uns steht, ist zwar typisch für Uganda, aber dennoch eine Seltenheit. Während sich Touristen durch volle Buffets mit Fleisch, Saucen und Gemüse probieren können, sieht der kulinarische Alltag in den einheimischen Familien eher einfach aus. Fragt man die Menschen nach dem Nationalgericht ihres Landes, hat niemand eine klare Antwort parat. Zwei Namen hört man aber oft: Matoke und Posho. Dabei handelt es sich weniger um komplette Gerichte als vielmehr um kohlenhydratreiche Beilagen. Posho, eine Abkürzung für das englische Wort „Portion“, ist eine Art Polenta aus weißem Maismehl. Man tunkt es in Saucen aus Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Curry. Matoke ist hingegen aus der Küche nicht wegzudenken. Das Gericht aus gestampftem und gedämpftem Kochbananenpüree wird zu fast jeder Mahlzeit serviert. Es ist kaum verwunderlich, dass das Gemüse ein Grundnahrungsmittel in vielen Teilen Afrikas und so auch in Uganda ist, denn Kochbananenbäume wachsen hier an jeder Ecke. Zu den zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten, die die Menschen in Uganda für das Gemüse gefunden haben, zählt überraschenderweise auch die Herstellung von Alkohol.

Das Städtchen Bigodi liegt über sieben Stunden nördlich von Bwindi. Hier lebt der berüchtigte „Bananaman“. Sein richtiger Name sei Dennis, informiert er uns und drückt im Sekundentakt buttergelbe Bananen aus ihrer Schale. Er sei sich allerdings nicht ganz sicher, ob in der Stadt überhaupt jemand seinen richtigen Namen kenne, fügt er lachend hinzu. Sein Spitzname kommt natürlich nicht von ungefähr, denn er stellt Bier und Schnaps aus Bananen her und verkauft beides an Bars und die Leute vor Ort. Auch bei seinem Ladengeschäft ist der Name Programm: Rest in Bananas soll auf die Wirkung seiner Getränke anspielen, denn angeblich wachen viele Konsumenten am nächsten Tag mit einem ordentlichen Kater auf.

Die Bananen für die Spirituosen werden zunächst leicht geräuchert, damit sie schneller reifen, und dann zur Hälfte mit unreifen Bananen gemischt. Beide Sorten werden von Hand geschält und gestampft. Dazu kommt dann zerkleinertes gedrehtes Bartgras, das wie ein natürlicher Filter wirken soll. Zum Schluss fügt Dennis dem grüngoldenen Brei Wasser hinzu und füllt die Flüssigkeit mithilfe eines Bananenblatts in eine Flasche ab. Den erfrischenden Saft mit leicht zitrusartiger Note kann man sofort trinken. Noch besser schmeckt er aber, wenn er mit Sorghumhefe und schwarzem Tee fermentiert wird. So entsteht ein ausbalanciertes Bier mit leichten Bananen- und Teearomen.

Sein Gin aber übertrifft alles. Erhältlich ist er in zwei Varianten: mit 40 oder 60 Prozent Alkohol. In Uganda ist die Spirituose unter dem Namen Waragi bekannt. Die leichtere Version sorgt für ein kurzes Brennen im Bauch, die stärkere schmeckt gleichzeitig salzig und sirupartig und sorgt dafür, dass man kurz nach dem Schlucken meint, Magen und Lunge würden explodieren.

Über weite Teile des Westens von Uganda erstrecken sich Teefelder, doch im Norden von Bigodi gibt es auch einige Kaffeeplantagen. Hier baut Akiiki, die „Kaffeekönigin“, ihre Bohnen an, erntet, röstet und mahlt sie von Hand im Schatten ihrer Lehmhütte. Sie spricht leise und kichert zwischendurch, und wenn sie mit dem Stößel fest auf den Mörser klopft, sieht man, wie stark sie ist. Sie gibt Wasser zum Kaffee und reicht uns eine Tasse: Er ist herrlich aromatisch und gar nicht bitter.

Der Kibale-Nationalpark ist von Bigodi nur einen Katzensprung entfernt. Auf etwa 766 Quadratkilometern lebt die größte Vielfalt an Primaten in ganz Afrika. Hauptattraktion sind die Schimpansen, deren Schreie durch die Baumkronen hallen. Weil sie sehr klug und einfallsreich sind, gelten sie als unsere engsten Verwandten. Und tatsächlich: Kaum sind wir im Park angekommen, nähern sie sich uns und posieren wissend für Fotos.

Zurück auf der Straße nach Kampala, verändert sich die Landschaft allmählich: Sattes Grün und Bananenhaine weichen bunten Townships, und es wird drückend heiß. Wir fahren an Häusern vorbei, auf deren Wellblechdächern Maniok in der Sonne reift, daneben sitzen Frauen und Kinder und streuen Bohnen zum Trocknen auf Tücher. Dann reihen sich Hühnerkäfige und Ölfässer, die zu Grills umfunktioniert wurden, aneinander. An der nächsten Ecke hängt eine Rinderkeule am Haken. In der Luft liegt ein Gemisch aus dem metallischen Geruch des Bluts und dem rauchigen Duft der Grillkohle. Muchomo heißen die Spieße aus gesalzenem Ziegenfleisch. Bleibt man mit dem Auto länger als zehn Sekunden stehen, versammeln sich sofort Verkäufer am Wagen und bieten den Insassen Streetfood an: Muchomo, Maiskolben, Maniok-Pommes. Ja, man könnte sagen, das wahre Herz der ugandischen Küche schlägt hier: auf der Straße. Rolex ist ein weiterer Beweis dafür. Der beliebte Snack hat mit Schweizer Luxusuhren überhaupt nichts zu tun, Das Wort ist eine Abkürzung des englischen Begriffs „rolled eggs“, also „gerollte“ Eier. Es ist eine Art Fusion Food, beeinflusst von indischen Migranten: Für Rolex wird ein Chapati (indisches Fladenbrot) mit einem Omelett aus Eiern, Zwiebeln, Petersilie und Tomaten belegt und anschließend zu einem Wrap zusammengerollt. Man kann Rolex auch im Restaurant bestellen, aber so richtig gut schmecken sie eigentlich erst in der Hitze und dem Trubel am Straßenrand.

Wo man am besten übernachtet

Kyaninga Lodge Luxuriös und nachhaltig zugleich ist ein Aufenthalt in diesen Strohvillen. Mit Blick auf den Kratersee Kyaninga und das Rwenzori-Gebirge entspannen die Gäste im Pool oder genießen feinste Gerichte mit Zutaten aus dem Gemüsegarten. Der Kibale-Nationalpark ist eine Autostunde entfernt. Besitzer Steve engagiert sich, wo er kann: Er forstet das Gebiet wieder auf und baut Rollstühle für Kinder.
DZ ab 355 Euro. Fort Portal, +256-772-999750, kyaningalodge.com
Ride 4 a Woman Im Gästehaus dieser Fraueninitiative ist immer was los. Es liegt mitten im Gorilla-Gebiet und bietet neben gemütlichen Zimmern mit eigenem Bad einen wunderschönen Garten und lokale Köstlichkeiten. Als Gast kann man sich während des Aufenthalts etwa maßgefertigte Kleidung nähen lassen oder mit einer Spende die Ausbildung eines der Kinder im Dorf unterstützen. DZ ab 135 Euro. Kanungu, Buhoma, +256-785-999112, ride4awoman.org

Essen

Glossar

  • Erdnusssauce: Die beliebte Sauce wird aus gemahlenen Erdnüssen her­ gestellt und zu Gemüse, Reis und Matoke gegessen
  • Irish: Helle Kartoffelsorte
  • Kalo: Das weiche Hirsebrot hat eine Konsistenz wie roher Teig
  • Luwombo: Das traditionelle Gericht aus Fleisch und Gemüse wird in einem Bananenblatt gekocht und gerne bei Feierlichkeiten serviert
  • Matoke: Der Stampf aus Kochbananen ist ein Grundnahrungsmittel
  • Muchomo: Diese Fleischspieße kauft man an Ständen am Straßenrand
  • Posho : Getreidebrei aus weißem Maismehl und Wasser
  • Rolex : Chapati wird mit einem Omelett belegt und zu einem Wrap gerollt
  • Waragi : Ginähnliches Getränk aus Kochbananen

Food and Travel reist mit Unterstützung des Uganda Tourism Boards nach Uganda. utb.go.ug

This article was published on 18th March 2025 so certain details may not be up to date.




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