Montreal Schlemmerroute

Kanadische Kost

Köche, die das ganze Tier verwerten, erfrischender Cidre und zartes Gebäck sind die warmen Willkommensgrüße Montreals, dessen kulinarische Identität noch süßer ist als sein wohliger Ahornsirup, meint Fiona Sims

Reise-Informationen

Die Zeit in Montreal liegt sechs Stunden hinter der deutschen Zeit, Kanadische Dollar sind die Währung. Die Reisezeit aus Deutschland beträgt etwa acht bis neun Stunden. Im Juni und Juli ist es warm, die Höchsttemperaturen liegen im Durchschnitt bei 25,6 °C und die Tiefstwerte bei 15 °C.


WEITERE INFOS
Québec Original ist die offizielle Tourismusseite der Provinzregierung und ist voller nützlicher Infos zur Reiseplanung. http://bonjourquebec.com
Tourisme Montreal gibt praktische Hinweise und unentbehrliche Tipps, um möglichst viel in der Stadt zu erleben. http://tourisme-montreal.org

Leute stehen nach Patrice Demers’ kouign amann Schlange. Das französische Hefegebäck aus der Bretagne mit knusprigen Teigschichten, voller Butter und zuckerschwer, wird traditionsgemäß mit einem Glas Apfelwein nach dem sonntäglichen Mittagessen genossen. Aber wir sind nicht in Frankreich, sondern in der kanadischen Provinz Quebec. Und den Quebecois schmeckt ihre kouign amann lieber zum Frühstück zum Caffé Latte. Aber zu Demers‘ kommen die Besucher nicht nur der kouign amann wegen. Er ist nämlich ein Riesenhit in Montreal, wo auch Demers‘ Bäckerei ist. Seine beliebte Fernsehshow Les Desserts de Patrice wird auf dem Canal Vie gezeigt, seine Bücher sind zu Bibeln für Zuckerbesessene geworden und seine Patisserie ist ein Pilgerziel für Backfans, die in Scharen zu seinen dreistündigen Vorführungen anreisen (heute ist Mürbeteig dran, pâte brisée) und seine Waren im Laden in Little Burgundy hinunterschlingen.

Wer meint, es gehe hier nur um Klassiker, liegt jedoch falsch. Demers backt auch nach ganz modernen Rezepten. Sein Markenzeichen sind zum Beispiel seine „The Green“: Würfel aus grünem Apfel, kaltgepresstem Olivenöl, weißer Schokolade, Joghurt, Pistazien, halbgefrorene grüne Apfellimonade und Korianderkeime – alles zusammengefügt zu einem köstlichen Resultat. Was für ein Auftakt für einen Trip, der ganz unerwartet zum aufregenden Gastroabenteuer wird. Fragt man jemanden, der noch nie da war, nach Montreals Küche, kommt mit einem Schulterzucken vielleicht die Antwort: „Poutine?“ Das sind dick geschnittene Pommes mit Bratensoße und Frischkäse und sie sind wohl Quebecs Spezialität (und hervorragend als Katerfrühstück). Aber sie sind meilenweit von der Innovation und dem Einfallsreichtum entfernt, die derzeit durch die Adern von Montreals Spitzenköchen fließen: Hier trifft das französische Erbe der Stadt auf das Beste, was nordamerikanisches Essen zu bieten hat. Montreal fordert den lange von New York in Anspruch genommenen Status, gastronomischer Hotspot zu sein, ernsthaft heraus. Von Europa aus hierher zu kommen dauert ungefähr gleich lange. Das sei nur am Rande erwähnt.

Montreal ist die größte Stadt dieser hauptsächlich französischsprachigen Provinz und die zweitgrößte Kanadas. 2017 wird das 375. Jubiläum seiner Gründung gefeiert. Montreal ist benannt nach dem Mount Royal, dem dreigipfeligen Hügel im Herzen der Stadt, der auf einer vom riesigen Sankt-Lorenz-Strom umgebenen Insel sitzt. Nicht dass wir viel vom Wasser mitbekämen: Es streift die Stadt nur, fließt durch deren dynamische Wohnviertel oder durch das touristenüberfüllte Old Montreal mit seinem alten Kopfsteinpflaster.

Die unterirdischen Einkaufszentren der Vorstadt und die 33 Kilometer Fußweg, die sich unter den Straßen durchschlängeln, um die Stadt über die langen, bitteren Wintermonate in Gang zu halten, meiden wir absichtlich. Stattdessen bleiben wir bewusst überirdisch auf den sonnigen Straßen und recken unsere Hälse gen Himmel zu den imposanten Herrenhäusern aus dem 19. Jahrhundert auf der Rue Saint-Paul. Bei all der europäischen Erbschaft ist Montreal nichtsdestotrotz eine moderne kanadische Stadt mit mehr Festivals, als ein Jahr Wochen hat – ganz zu schweigen vom Appetit seiner Bewohner und Besucher, der ständig gestillt werden will. In Montreal gibt es über 6000 Restaurants aus über 80 Regionalküchen und das bei einer Einwohnerzahl von nahezu 1,7 Millionen (3,8 Millionen im Großraum Montreal). Auf den Hauptmärkten Atwater und Jean-Talon erkennen wir gleich einige der Küchenchefs beim Einkauf von Frischwaren wieder. Wenn man dem Gefühl einer Stadt auf die Spur kommen will, ist solch ein Markt immer ein guter Ausgangspunkt.

Auf dem Jean-Talon-Markt beobachten wir einen Koch in seiner weißen Uniform beim Inspizieren einer Schachtel von Fiddlehead-Farnen. Mit ihren grünen, eingerollten Blattspitzen ist ihr Geschmack irgendwo zwischen grünen Bohnen und grünem Spargel einzuordnen. Die Farne sind im Nordosten und in den feuchten Wäldern der US-Staaten an den Großen Seen weit verbreitet. Im Frühling, wenn der Schnee schmilzt, bohren sie sich durch den Waldboden und rollen sich ganz langsam auf; genau zu diesem Zeitpunkt werden sie gepflückt und dann in der Pfanne gebraten. Wir kosten auch von den süßen, saftigen Quebec-Erdbeeren und decken uns mit Ahornsirup ein. Auf den Rat der Verkäuferin hin nehmen wir den dunklen, da sie uns ein vielverprechendes Rezept für gekochten Schinken in Ahronsirup verrät (60ml dunkler Ahornsirup, eine halbe Flasche dunkles Bier, einen Schinken am Knochen, Salz und Pfeffer – den Schinken mit all den Zutaten einreiben und ganz langsam über acht Stunden bei niedriger Hitze garen).

Wir schauen auch bei der Qui Lait Cru Fromagerie vorbei und knabbern an Gouda-ähnlichem Old Fritz gefolgt von Bleu d’Élizabeth im Roquefort-Stil. „Es wird immer schwieriger, nicht pasteurisierten Käse in Quebec zu machen“, klagt der Verkäufer, als er uns eine Scheibe von (nicht pasteurisiertem) Gré des Champs zu kosten gibt, der pilzig und kreidig schmeckt. Dann geht’s über die Straße zu Les Marché des Saveurs, um einheimische Weine zu kosten.

„Es gibt ungefähr 50 Winzer in Quebec, die Hälfte davon in der Gegend um Dunham“, erklärt uns der Verkäufer. Es gibt sogar eine Weinroute, obwohl die Sommeliers, mit denen wir später sprechen, weniger enthusiastisch sind. Sie klagen, das Klima sei viel zu kalt und die Traubensorten seien minderwertig. Die Abwesenheit von Quebec-Weinen auf den Weinkarten der Spitzenrestaurants ist geradezu auffällig: Offen ausgeschenkt werden gar keine. Cidre, also Apfelmost, ist da schon viel eher angesagt. Und natürlich Bier, viel Bier.

Die 1786 gegründete Molson Brewery ist die bekannteste Brauerei in Montreal (und Kanada). Derzeit dreht sich jedoch alles um die Explosion von Mikrobrauereien in der Region. Es gibt mittlerweile mehr als 100, 40 davon allein in Montreal. Eine Mikrobrauerei-Tour ist auch eine wunderbare Art und Weise, die verschiedenen Stadtviertel kennenzulernen. Nathalie Thivierge, eine geprüfte Führerin von nativetours.ca, können wir besonders empfehlen. Die meisten Brauerei-Pubs bieten ausgesuchte Bierkostproben an. Auf diese Weise kann man sich am einfachsten durchkosten. Das Hibiskus-Weizenbier und das Rhabarber-Stout des Dieu du Ciel Brewpub (29 Avenue Laurier Ouest) im Plateau-Viertel haben uns besonders beeindruckt. An einem warmen Tag hingegen ist das Summer-Sessions-Bier der Brasserie Benelux (245 Rue Sherbrooke Ouest) wirklich süffig. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn ein Tisch voller Dinnergäste bei Toqué! mikrogebraute Biere anstelle feiner Weine trinkt – und das an Montreals schickster und meistgefeierter Schlemmeradresse.

Koch und Eigentümer Normand Laprise ist ein richtiger Promi hier, sammelt hier und da Auszeichnungen ein und zieht ein Gefolge von Spitzenköchen der Stadt hinter sich her. In den 50er-Jahren wuchs er auf einem Bauernhof auf. „Damals hatten wir nichts. Wer im Winter gut essen wollte, musste sich im Sommer darum kümmern. Das hat mir mein Gefühl für gute Landprodukte vermittelt“, erzählt er uns. Nicht, dass sich die damaligen Restaurants an den reichen Gaben des Landes gelabt hätten: „Als ich mit dem Kochen anfing, war alles importiert. Das brachte mich zum Nachdenken“, erinnert sich Laprise, dem die Farm-to-Fork-Bewegung zu verdanken ist, die derzeit in Montreal und Kanada zu einem zentralen Thema geworden ist. „90 Prozent der Zutaten auf der Speisekarte sind aus Quebec“, erklärt er stolz, während er uns seinen riesigen Dachgarten zeigt. Diese saftige Oase thront über den circa 2000 geschniegelten Büroangestellten, die im CDP-Wolkenkratzer ein- und ausgehen, in dem sich das Restaurant befindet. Dort gibt es Lauch, Kräuter und vieles mehr, alles in ordentlich gepflegten Hügelbeeten.

Was mag er sonst noch? „Ich liebe Quebecs Wildgeflügel, von Ente und Taube bis hin zu Fasan und Wachtel. Außerdem sind Quebecs Schalentiere ausgezeichnet, im Moment gibt es viele Hummer, Schneekrabben und Seeigel, ebenso Jakobs- und Scheidenmuscheln“, sagt er begeistert. Tatsächlich ist es viel wahrscheinlicher, auf den Speisekarten der Szenerestaurants heimische Fische wie Zander als luftgefrachteten Wolfsbarsch zu finden. Ansonsten habe Quebec auch rotes Fleisch von Lamm bis Reh zu bieten, sagt Laprise, ebenso wie aromatische Beeren von schwarzen Himbeeren bis zu Heidelbeeren. Für die Wintermonate ist bei Toqué! Einmachen, Pökeln und Einsalzen angesagt.

„Wenn die Saison kurz ist, schätzt man die Dinge eben viel mehr“, sagt Alex Cruz, der mit so ziemlich jedem Spitzenkoch der Stadt einschließlich Laprise arbeitet. Er ist der Mitbegründer von Société-Original und spürt in ganz Quebec kleinbäuerliche Erzeugnisse und Zutaten für Restaurants und Endverbraucher auf. „Es ist unser Ziel, durch dieses Essen, das einen Eindruck von Land und Leuten vermittelt, unsere Kultur zu teilen“, sagt er, als wir bei Maison Publique zu Abend essen, das von Koch Derek Dammann (ehemalig vom berühmten DNA Restaurant) zusammen mit Jamie Oliver eröffnet wurde. Cruz ist ein wichtiger Lieferant. Dieser Verfechter lokaler Erzeugnisse gibt sein Bestes, um festgefahrene Meinungen zu ändern, Köche von importierten Zutaten abzubringen und sie auf heimische Delikatessen hinzuweisen, die bislang eigentlich keine Szene-Speisekarten verzierten – bis jetzt. „Essen ist doch keine Mode, es entwickelt sich ständig weiter. Wir beziehen heute Zutaten wie wilden Wels und Gelben Stör. Bis wir diese Fische vorstellten, kannten die Köche sie gar nicht“, erklärt Cruz. „Quebecs Küche hat für mich eine ganz bestimmte Identität: Sie dreht sich um kleines, gebratenes Geflügel, Kolbenmais, Spargel, Pfifferlinge, Fiddlehead-Farne, um nur einige Elemente zu nennen.“

Dammann wie viele andere wichtige Köche der Stadt hat sich überzeugen lassen. „Fett ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil von Quebecs Küche. Egal welches regionale Rezept man sich anschaut, eine gehörige Portion Fett ist immer dabei. Unsere Küche ist eigentlich eher englisch als französisch“, sagt Dammann, als er uns einen Teller Lardo, Erdbeeren, Zitronenthymian und Marmite-Mayonnaise vorsetzt (eine kleine Anlehnung an die Zeit, die er in England mit Oliver verbrachte). Das Spitzengericht des Abends ist „im Ofen gebratenes Fett auf Toast mit Gemüse“ – ein Gericht von unerhörter Geschmeidigkeit, zubereitet aus dem Fett und den knusprigen Stückchen, die beim Braten von Porchetta zurückblieben, auf Sauerteig-Toast gehäuft und balanciert von hauchdünn gehobelten Fenchel, Radieschen und kleinen Roten Beten in einem zitronigen Dilldressing.

Martin Picard lebt vom Fett – oder vielmehr von Foie gras. Sogar seine Poutine wird von einer dicken Scheibe gekrönt. Vegetarier sollten jetzt wegschauen. Die Speisekarte seines lang etablierten Bistros Au Pied de Cochon ist ein Schlaraffenland für Fleischesser: Ganze Sparten sind ausschließlich Schwein, Geflügel, Rind und Foie gras gewidmet. Er ist ein Jünger dessen, was man „nose-to-tail eating“ nennt, also einer, der das ganze Tier von der Schweineschnauze bis zum Schwänzchen verwertet. Dabei ist er von Quebecs rustikalen Kochtraditionen und klassisch französischer Küche geprägt. Picards Version einer Erbsensuppe ist mit Foie gras angereichert, seine Fleischpastete, ein Quebec-Klassiker, ist mit dem ganzen Tier gestopft. Seine Pfannkuchen sind in Entenfett gebraten. Unsere Einführung beginnt mit Pferdetartar kredenzt in einem essbaren Hörnchen, setzt sich mit einer Blutwursttorte (von mehr Foie gras gekrönt) fort und endet mit „pudding chômeur“, einem Gesamtkunstwerk aus Butter, Sahne, Eiern, Semmelbrösel, Zucker und Ahornsirup. Das Ganze spülen wir mit einem Absinth-Digestif hinunter, der am Tisch bereitet wird, komplett mit flammendem Löffel.

Es ist geradezu eine Erleichterung, den Testosteronspiegel bei Le Vin Papillon etwas zu senken. Wie macho und fleischliebend die Köche der Stadt auch sein mögen, wenn man sie nach ihrem Lieblingsrestaurant fragt, steht dieses Etablissement immer ganz mit oben auf der Liste. Eigentlich ist es eine Weinbar – eine Naturweinbar sogar, deren Weine möglichst ohne Zusätze und mit minimalen Eingriffen hergestellt wurden. Bei Le Vin Papillon gibt es gemüseorientierte Kost – nein, nicht vegetarisch, aber Gemüse steht im Rampenlicht. Fleisch spielt nur eine Nebenrolle und bietet hier einen Hauch von Umami, da ein bisschen Knusprigkeit – das macht es um so aufregender. Le Vin Papillon wurde 2013 von seinen Eigentümern David McMillan und Frédéric Morin, die auch hinter dem Montrealer Wahrzeichen Joe Beef ein paar Türen weiter stecken, eröffnet und ist seitdem gerammelt voll. Das ist der charmanten Leiterin Vanya Filipovic und ihrem talentierten Partner, Chefkoch Marc-Olivier Frappier, zu verdanken. Die beiden pendeln zwischen hier und Joe Beef. „Dieses Restaurant verkörpert, was wir nach all den Jahren des Fleischkonsums essen möchten“, grinst Frappier, als er uns seine Spezialität Blumenkohl-Rotisserie vorsetzt, garniert mit knusprigen Fetzen von Hähnchenhaut, Kräutern und Zitrone. Alles von der Sellerieknolle bagna càuda bis hin zum „Weinkäse“ ist faszinierend, die oft unkonventionellen „natural wines“ passen wirklich gut dazu.

Natürlich können wir keine Montreal-Reise machen, ohne Joe Beef zu besuchen (Tipp: lange im Voraus buchen). Also geht es am kommenden Abend wieder in das Viertel Little Burgundy. Was uns angeht, ist es so perfekt, wie ein städtisches Restaurant nur sein kann: Neil Young spielt im Soundsystem, es gibt viel Interessantes im offenen Ausschank (wir fangen mit einem Wein aus dem Wallis an und hören mit einem aus Georgien auf), Teller um Teller wird Spitzenessen serviert, das alle Bedürfnisse restlos stillt. Kroketten aus geräuchertem Fleisch, Venusmuschel-Aioli, Ferkelschinken auf Epoisses-Toast, Spargel mit Wiener Würstchen und Fiddlehead-Farn-Carbonara werden alle in diesem stimmungsvollen Ambiente verschlungen, das sich über drei gemütliche Säle ausbreitet sowie einen blumen- und kerzengeschmückten Garten.

Unser letzter Abend ist einem Restaurant gewidmet, das uns durchgehend wärmstens von Köchen empfohlen wurde: Hôtel Herman. Es war das erste Restaurant (nein, es ist kein Hotel – eine lange Geschichte…), das ihnen über die Lippen kam, als wir sie zu ihren Lieblingstischen befragten. Interessanterweise steht auch hier Gemüse im Vordergrund. „Nose-to-tail haben wir abgehakt, was blieb da noch?“, sagt Miteigentümerin Ariane Lacombe, die das Restaurant mitten im Szeneviertel Mile End mit ihrem Geschäftspartner Dominic Goyet und Chefkoch Marc-Alexandre Mercier führt. Das Essen ist in gleichem Maße aufregend und besänftigend und zeugt von einer Leidenschaft für Region und Erzeuger. „Einer unserer Bauern spielt seinen Kaninchen Musik vor“, meint Mercier, als er uns einen Teller weißen Spargel mit frittierten Bröseln und brauner Butterhollandaise bringt. Andere Spitzengerichte sind gerösteter Buchweizen mit Forellenkaviar, geräuchertem Rahm und Seesaibling, Pastinakengnocchi mit gerösteten Pastinaken sowie kurz gebratenes Kalbsbries mit glasierten Steckrüben, rohem Steckrübensalat und -blättern und gebrannter Zwiebelbutter. All das wird mit Weißweinen aus einer kleinen, aber feinen Karte kombiniert, die von Irouléguy bis Valle d’Aosta reicht. Dass Michelin keinen Führer für Montreal herausbringt, ist ein Versäumnis, es würde geradezu Sterne regnen. Aber die Köche Montreals würden sich sowieso nicht allzu viel um solch ein Trara kümmern. Sie machen einfach ihr Ding und schaffen eine ganz deutliche Identität. Das ist überaus erfrischend und absolut aufregend.

Wo man am besten übernachtet

Hotel Nelligan Das nach Quebecs berühmtesten Dichter Emile Nelligan benannte Hotel ist in zwei restaurierten Gebäuden auf der schicken Rue Saint-Paul in Old Montreal untergebracht. Hier trifft europäische Eleganz auf Loft-Design. Die Dachterrasse bietet atemberaubende Ausblicke. DZ ab 150 Euro. 106 Rue Saint-Paul Ouest, Tel. 001 514 788 2040, http://hotelnelligan.com

Le Petit Hôtel Ein ruhiges Boutiquehotel, das moderne Elemente mit alten Steinmauern und Dachbalken vereint. Ungleich der eher engen Lobby sind die meisten Zimmer recht großzügig gehalten. DZ ab 130 Euro. 168 Rue Saint-Paul Ouest, Tel. 001 514 940 0360, http://petithotelmontreal.com

Le Place d’Armes Hôtel & Suites Mit seiner erfolgreichen Mischung aus Stadtstil und willkommenem Luxus ist dieses 133-Zimmer-Hotel eine gute Basis für Erkundungen von Old Montreal. DZ ab 165 Euro. 55 Rue Saint-Jacques Ouest, Tel. 001 514 842 1887, http://hotelplacedarmes.com

Le Saint-Sulpice Mieten Sie sich in eine der großzügig geschnittenen Suiten mit eigener Terrasse und Küche ein und genießen Sie die Sonne zwischen Altstadt und Szeneviertel. Frühstück gibt’s im lebhaften Hotelrestaurant Sinclair. DZ ab 207 Euro. 414 Rue Saint-Sulpice, Tel. 001 514 288 1000, http://lesaintsulpice.com

Essen

Die angegebenen Preise gelten für drei Gänge ohne Wein, solange nicht anders angegeben.

Buvette Chez Simone Dieses Juwel in einem Wohnviertel konzentriert sich auf biodynamische Ökoweine und kreiert eine neue Dimension, was tapasartiges Essen anbelangt: Bacalao-Frikadellen, Entenrillette oder Lachs mit Mandarinenöl. 23,50 €. 4869 Avenue du Parc, Tel. 001 514 750 6577, http://buvettechezsimone.com

Hôtel Herman Chefkoch Marc-Alexandre Mercier bringt das wohl innovativste Essen der Stadt auf den Tisch in diesem auf Gemüse spezialisiertem Restaurant in Mile End. 45,50 €. 5171 Rue Saint-Laurent, Tel. 001 514 278 7000, http://hotelherman.com

Joe Beef An der Stelle einer legendären Taverne des 19. Jahrhunderts erfreuen sich Gäste hier an – in bestem Stil – servierten heimischen Produkten, 54 €. 2491 Rue Notre-Dame Ouest, Tel. 001 514 935 6504, http://joebeef.ca

Le Vin Papillon Chefkoch Marc-Olivier Frappier stellt sowohl Steckrüben als auch Blumenkohl auf einen Sockel in der Naturweinbar vom gleichen Team, das auch hinter Joe Beef steckt. 34,50 €. 2519 Rue Notre-Dame Ouest, http://vinpapillon.com

Maison Publique Gekonnt aufgerautes Dekor bildet die Kulisse zu Chefkoch Derek Dammanns Interpretation der kanadischen Wohlfühlküche. Es gibt auch Anlehnungen an England, wo er eine Zeit lang mit Jamie Oliver arbeitete. 36 €. 4720 Rue Marquette, Tel. 001 514 507 0555, http://maisonpublique.com

Patrice Pâtissier Tagsüber ist es eine Patisserie (und sogar eine sehr gute), abends wird es zu einer Wein- und Dessertbar. Wöchentliche Backklassen werden von Eigentümer und TV-Koch und Autor Patrice Demers geführt. 2360 Rue Notre-Dame Ouest, Tel. 001 514 439 5434, http://patricepatissier.ca

Renard Artisan Bistro Chefkoch Jason Nelson ist noch nicht allzu bekannt – aber es lohnt sich hinzugehen, um seine schlagkräftigen Räucheraalrilletten oder seidene Ravioli von Kalbszunge mit frischen Morcheln zu probieren oder hausgemachte Blutwurst mit geschmortem Chicorée. Hier gibt es auch ein paar Weine aus Quebec. 34,50 €. 330 Avenue du Mont-Royal Est, Tel. 001 514 508 2728, http://renardbistro.ca

Restaurant Au Pied de Cochon Dieses Restaurant braucht nahezu einen gesundheitlichen Warnhinweis – ein Besuch ist aber ein Muss, selbst wenn man nur die Poutine mit Foie gras probiert. Und wem Ochsenschwanz und Schweine-Schnauze nicht zusagt, der kann auch an der Meeresfrüchte-Bar Austern schlürfen. 39 €. 536 Avenue Duluth Est, Tel. 001 514 281 1114, http://aupieddecochon.ca

Toqué! Chefkoch und Eigentümer Normand Laprise ist so eine Art von Gott in dieser Gegend, sein Einfluss ist weitreichend. Man darf Essen auf Hochglanz erwarten von nahezu ausschließlich heimischen Produkten aus Quebec. Die Zutaten singen geradezu auf dem Teller. Verkostungsmenü, 90 €. 900 Place Jean-Paul-Riopelle, Tel. 001 514 499 2084, http://restaurant-toque.com

Nicht verpassen

Ein Parkspaziergang Die ganze Esserei wird sich bald bemerkbar machen, sogar wenn man alles zu Fuß erledigt. Letztendlich braucht man einen Hügel zum Erklimmen. Das Juwel der Stadt, der Mount Royal Park, breitet sich auf wunderbaren 200 Hektar aus und ist so hügelig, wie es eben in Montreal möglich ist (niedlicherweise spricht man hier von einem Berg). Von der Spitze aus kann man bis nach Rougemont schauen, wo der heimische Cidre herkommt. Ab und zu sieht man auch ein Dampfwölkchen der Molson Brauerei gen Himmel steigen. Schokoladenläden In dieser Stadt wird Schokolade ernst genommen, bei ihrem europäischen Erbe ist das nicht unbedingt überaschend. Chloé Gervais-Fredette führt zum Beispiel einen Laden im Plateau-Viertel, wo der Chef-Chocolatier keine Geringere ist als Jenny-Ann, die Schwester des Über-Kochs Normand Laprise. Unbedingt die Limetten-Maracuja-Pralinen probieren (12 Stück für 18 Euro)! 546 Rue Duluth Est, Tel. 001 514 849 5550, http://leschocolatsdechloe.com Montreal Food Trucks Montreal hat eine wahrhaftige Explosion an Food Trucks gesehen – bei der letzten Zählung waren es 55, die für mindestens ein halbes Jahr Handel trieben. Gaëlle Cerf unterhält einen der besten, Grumman 78, der gleichzeitig als Restaurant dient: Tacos sind sein Markenzeichen. Cerf steht der Straßenverkäufervereinigung vor und kann viele Trucks empfehlen. Wir besuchten einer ihrer Lieblinge, Landry & Filles, und labten uns an einem göttlichen Frikadellensandwich, das allein schon den Montreal-Trip gerechtfertigt hätte. http://grumman78.com, http://landryetfilles.com Sugar Shacks Zwischen 1. März und 30. April ist Ahornsirup-Saison. Dann muss man unbedingt einen der zahllosen Sugar Shacks außerhalb der Stadt besuchen. Viele davon haben riesige Hallen, wo ganze Familien an kommunalen Tafeln endlose Paraden von einfachen, aber leckeren Wohlfühlgerichten verzehren. Diese ur-quebecische Einrichtung wurde auf einfallsreiche Weise von Au Pied de Cochons Martin Picard reinterpretiert. Lange im Voraus buchen. http://aupieddecochon.com

Fiona Sims und Sarah Coghill reisten mit der freundlichen Unterstützung von Québec Original. Besuchen Sie http://quebecoriginal.com und http://tourisme-montreal.org

This article was published on 13th January 2016 so certain details may not be up to date.




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