Die sagenumwobene Ruinenstadt Machu Picchu ist das Highlight jeder Peru-Reise. Der Weg dorthin führt Michael Raffael durch das Heilige Inka-Tal, wo er den lebendigen Traditionen des Quechua-Volkes begegnet. Fotos: Ulf Svane
Reise-Informationen
Das Urubamba-Tal, das Heilige Inka-Tal, liegt tief inmitten der steilen Bergwände der aufragenden Andenketten, zwischen Pisac und Ollantaytambo, nördlich von Cusco. Temperaturen liegen zwischen 8 und 21 Grad. Die Währung ist der Peruanische Sol, wobei ein Euro etwa 4 Sol entspricht. Zeit: MEZ-6. Flüge ab Hamburg erreichen Lima in ca. 16 Stunden. Die Züge von http://perurail.com verbinden die Städte miteinander.
ANREISE
KLM fliegt täglich über Amsterdam bis nach Lima. http://klm.com
Air France fliegt mehrmals wöchentlich über Paris nach Lima. http://airfrance.de
WEITERE INFORMATIONEN
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REISELEKTÜRE
Die goldene Stadt von Sabrina Janesch erzählt die Geschichte Augusto Berns’, welcher 1887 behauptete, die verlorene Stadt der Inkas entdeckt zu haben. Die Erzählung beginnt mit Schilderungen seiner Kindheit, der Goldwäsche am Rhein und einem Treffen mit Alexander von Humboldt in Berlin. Zusammen mit dem Amerikaner Harry Singer traut er sich auf eine abenteuerliche Reise, besteigt die Höhen der Anden und schlägt sich durch den tiefsten Dschungel – um einen sagenhaften Ort zu entdecken. Spannend und gut erzählt. Rowohlt, 12 Euro
Einer Legende nach haben die Inkas ihre Hauptstadt Cusco in Form eines Pumas gebaut. Er gilt als Symbol für Stärke sowie Weisheit und steht für die Welt der Lebenden. Saqsaywaman, die imposante Festung des früheren Inka-Reiches, formt dabei den Kopf des heiligen Tieres, die Schnauze deutet in Richtung Valle Sagrado. Dieses Tal, das zwischen den Dörfern Pisac und Ollantaytambo liegt, wollen wir bereisen. Wir machen uns auf ins Hochland der Anden mit gewaltigen Bergzügen und weiten Tälern. Wir entdecken jahrtausendealte archäologische Stätten und bis heute lebendige Inka-Kultur, und wir stehen staunend auf den Gipfeln der magischen Stadt Machu Picchu. Aber der Reihe nach. Von Cusco aus führt uns der Weg zunächst ins Bergdorf Patabamba. Etwa 200 Quechua-Familien leben hier ein einfaches Leben. Man merkt schnell, dass auf knapp 4000 Metern Höhe der Zusammenhalt zwischen den Einwohnern an erster Stelle stehen muss. Eine Hand wäscht die andere – das gilt für den Hausbau und Alltagsarbeiten genauso wie für die Arbeit auf dem Acker. Weil die Landschaft rund um das Dorf bergig ist, sind die Felder für Kartoffeln, Mais, Bohnen oder Quinoa kaum größer als ein deutscher Durchschnittsbalkon.
Auch die Feste werden gemeinsam gefeiert – am liebsten mit Pachamanca. Das peruanische Nationalgericht wird in einem Erdofen zubereitet. Dafür stapeln die Einwohner große Steine in Form einer Pyramide über einem Feuer. Ist der „Ofen“ heiß genug, nimmt der beste Koch des Dorfes die oberen Steine ab, vergräbt in der Asche im Inneren Kartoffeln, Gemüse, Bohnen und Fleisch und deckt alles wieder mit Steinen zu. Zum Schluss kommt je eine Lage mit Gras und Pflanzen und eine mit Erde darüber.
Die Frauen im Dorf tragen mit dem Weben von Ponchos und Schals zum Familien-Einkommen bei. Vom Scheren der Tiere über das Spinnen und Färben der Wolle bis hin zum fertigen Stück ist auch hier alles Handarbeit. Sie verkaufen ihre Meisterwerke gleich vor Ort oder auf den Märkten in der Umgebung.
Auch auf dem großen Marktplatz in Pisac kann man peruanisches Kunsthandwerk erstehen. Die Stände sind voll beladen mit bunt gemusterten Unikaten. Doch die Besucher kommen nicht nur, um über den traditionellen Markt zu bummeln. Sie locken auch die Inka-Ruinen mit den meterhohen Terrassen im alten Teil der Stadt. In einer kleinen Seitenstraße schieben Bäcker im Minutentakt Bleche mit Empanadas in einen riesigen Steinofen. Seit mehr als 200 Jahren serviert das Restaurant Horno Colonial San Francisco die lateinamerikanische Spezialität aus weichem Brotteig, der mit Fleisch, Käse, Tomaten und Oregano gefüllt wird.
In Lamay kann man dann Meerschweinchen am Spieß probieren, eine Delikatesse, deren Genuss beim ersten Probieren ehrlich gesagt etwas Überwindung kostet. Autofahrer auf der Durchreise halten hier an, um sie frisch vom Kohlegrill am Straßenrand zu essen. Weiter geht es auf dem Weg gen Machu Picchu, nächster Halt: Urubamba. Im Zentrum der Kleinstadt ist es wuselig, durch die Straßen flitzen bunte Tuk-Tuks. Etwas außerhalb, zwischen grünen Feldern und hohen Bergen, verstecken sich Luxusresorts wie Tambo del Inka, Inkaterra Hacienda Urubamba und das Belmond Hotel Rio Sagrado. Von hier aus machen wir einen Abstecher zu den Salzterrassen Salineras de Maras. Inmitten der Berge tröpfelt ein dünner Strahl Wasser aus einer Spalte im Fels und wird durch ein Kanalsystem in unzählige Becken geleitet. Aus der Luft sehen sie wie Patchworkflicken eines riesigen Teppichs aus. Die Salzterrassen, die seit der Inka-Zeit bestehen, sind seit jeher unter den Familien der Region aufgeteilt. Ein Teil des feinen Flor de Sal wird an Gourmet-Restaurants in Lima verkauft, zum Beispiel an das Central oder Astrid y Gastón, den anderen Teil nutzen die Familien selbst in ihren Küchen.
In einen dicken Mantel aus Salz sind auch die Forellen eingehüllt, die das El Parador de Moray serviert. Das spektakuläre Restaurant hätte kaum eine bessere Lage im Heiligen Tal haben können: Wer als Gast aus den bodentiefen Fenstern des Speiseraums schaut, sieht geradewegs auf die Senken und Terrassen der imposanten Inka-Anlage Moray. Wie gigantische Schüsseln haben die Inka sie in die Erde gebaut. Wissenschaftler glauben, dass sie durch die Tiefe und die kreisförmige Anordnung der Terrassen verschiedene Mikroklimata geschaffen haben, um zu sehen, wie sich welches Klima auf das Saatgut auswirkt. Das so gewonnene Wissen machen sich die Andenvölker bis heute zunutze.
Wir sind zurück auf der Hauptstraße, die uns nach Ollantaytambo führt. Das Dorf ist eine weitere spektakuläre Inka-Hochburg mit eindrucksvoller Festung und einem stets belebten Bahnhof, der ein wahrer Treffpunkt für alle Menschen aus den umliegenden Gemeinden ist. Sie tauschen beim Kaffee Neuigkeiten aus oder begrüßen den luxuriösen Zug Belmond Hiram Bingham, der jeden Tag auf seiner Fahrt durch das Tal hier einrollt und entspannt weiter ruckelt. Jetzt sind es noch knapp 30 Kilometer bis Aguas Calientes, dem letzten Ort vor Machu Picchu. In den engen Gassen unterhalb der Ruinenstadt schieben sich Busse aneinander vorbei, vor dem Eingang warten lange Schlangen. Doch hat man den heiligen Ort betreten, stören die anderen Besucher kaum noch. Alle fallen automatisch in eine andächtige Stille, die Atmosphäre ist magisch: Man fühlt sich dem Himmel nah und gleichzeitig geerdet zwischen den grün bewachsenen Bergen rundherum. Seit 2007 zählt die mystische Stadt zu den sieben neuen Weltwundern. Und ein Wunder ist sie wahrlich.
Wo man am besten übernachtet
El Albergue Ollantaytambo In diesem hübschen Hotel fühlt man sich wie zu Gast bei Freunden. Die Lage direkt am Bahnhof ist praktisch und das Essen lecker. Aus den liebevoll eingerichteten Zimmern blickt man in einen paradiesischen Garten mit Fuchsien, Pfirsich- und Avocadobäumen. DZ ab 100 Euro, Estacíon de Tren, Ollantaytambo, +51-84-204014, http://elalbergue.com
Inkaterra Machu Picchu Pueblo Das kleine Luxus-Hotel ist eine Oase im Touristen-Trubel, der rund um die Inka-Stätte herrscht. Im Restaurant wird mit Zutaten aus dem hauseigenen Garten gekocht. Und beim Bummel durch die grüne Anlage bestaunt man exotische Vögel und Orchideen. DZ ab 423 Euro, Machu Picchu Pueblo, Aguas Calientes, +51-1-6100400, http://inkaterra.com
Tambo del Inka In diesem Fünf-Sterne-Haus bleibt kein Wunsch offen: Die Zimmer sind geräumig, der Spa lockt mit beheiztem Außenpool, und einen Bahnhof gibt es auch. DZ ab 246 Euro, Avenida Ferrocarril S/N, Urubamba, +51-84-581777, http://tambodelinkaresort.com
Essen
Soweit nicht anders angegeben, gelten die hier genannten Preise pro Person für drei Gänge inklusive einem Glas Wein oder Bier.
Café Inkaterra Das charmante Café-Restaurant liegt direkt an den Bahngleisen, die zu Machu Picchu führen. Es gehört zum nahe gelegenen Inkaterra-Hotel und bietet farbenfrohe Salate und köstliche vegetarische Gerichte. Vor allem mittags wird es hier voll, meistens findet man aber trotzdem ein Plätzchen. Etwa 25 Euro, Machu Picchu Pueblo, +51-1-6100400, http://inkaterra.com
Chicha Por Gastón Acurio Das wohl beste Restaurant in Cusco kocht nach alter Tradition mit lokalen Produkten. Ungewöhnlich, aber empfehlenswert ist das Alpaka-Tatar. Ähnlich gut sind Ceviche mit Forelle, Artischocken und geröstetem Mais und ein Dessert aus Quitten und Frischkäse. Etwa 23 Euro, ohne Wein, 261 Plaza Regocijo, Cusco, +51-84-240520, http://chicha.com.pe
Cuchara de Palo Am Rande des Marktplatzes in Pisac liegt dieses urgemütliche Restaurant mit dem Namen „Holzlöffel“. Gekocht wird peruanische Hausmannskost mit modernem Twist. Die Zutaten für die kreativen Gerichte stammen aus biologischem Anbau und wachsen in der Region. Etwa 23 Euro, Plaza Constitución, Pisac, +51-84-203062, http://cucharadepalorestaurant.com
El Parador de Moray Über den Inka-Terrassen von Moray thront ein Landhaus aus dem 19. Jahrhundert. Heute ist hier ein Restaurant untergebracht. Bei Ankunft wird den Gästen hausgemachte Limonade gereicht, dann staunt man erst mal über das Büfett auf einem langen Holztisch. Zur Auswahl stehen typisch peruanische Gerichte: Salate, Eintöpfe und Gegrilltes. Eine Spezialität ist Forelle, die in einer Salzkruste gebacken wird. Etwa 35 Euro, Fundo Moray, Maras, +5184-254753, http://atrapalo.pe/restaurantes/el-parador-de-moray_f48647.html
Michael Raffael und Ulf Svane reisten mit freundlicher Unterstützung von Promperú, British Airways und LATAM Airlines
This article was published on 29th April 2020 so certain details may not be up to date.